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20.05.2023 | 11:34 Uhr
Heute ist es so weit: Zum 22. Mal findet in der Gütersloher Innenstadt von 19 bis 24 Uhr die „Langenachtderkunst“ statt.
Hier haben die Frauen das Sagen: Tanja Cilgin vor ihrem Eiscafé Pink Pinguin und der Harsewinkeler Kulturmanager Mickey Grohe hoffen auf möglichst viele Besucher, die am Samstag im Rahmen der „Langenachtderkunst“ die „Hertastraße“ an der Feldstraße besuchen möchten. Foto: Grund
Gütersloh (gl) - Vier Tage nach dem 50. Todestag des österreichischen Universalkünstlers Albert Paris Gütersloh (1887-1973) findet am heutigen 20. Mai in Gütersloh die „Lange-nachtderkunst 2023“ statt.
„Paris von Gütersloh“
Für das Theater Gütersloh der passende Anlass, um sich in der Stadt, von der sich der Künstler den Namen lieh, mit ihm auseinanderzusetzen. Entstanden ist das Doku-Songspiel „Treppe ohne Haus“. Der Eintritt ist frei.
Albert Conrad Kiehtreiber ließ sich als junger Mann von mehreren Gütersloherinnen, die ihm in seiner österreichischen Heimat begegneten, so nachhaltig beeindrucken, dass aus dem daraus resultierenden Spitznamen „Paris von Gütersloh“ schlussendlich sein offizieller Künstlername wurde.
Mehrfach ausgezeichneter Künstler
Der Maler, Romancier und Lyriker Albert Paris Gütersloh gilt als geistiger Vater der Wiener Schule des Phantastischen Realismus und verankerte mittels seines Pseudonyms „Gütersloh“ in der Kunstwelt.
Sowohl als bildender Künstler als auch als Schriftsteller wurde Gütersloh vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem „Theodor-Fontane-Preis“ (1922) sowie den „Großen Österreichischen Staatspreisen“ für Kunst (1952) und Literatur (1961).
Lyrik musikalisch vertont
Theaterleiter Christian Schäfer hat den renommierten Komponisten und Theatermusiker Tobias Schwencke gebeten, Lyrik von Albert Paris Gütersloh zu vertonen. Inspiriert vom Titel des Gedichtbands „Musik zu einem Lebenslauf“ werden zudem biografische Notizen, Fotografien und Bilder in das „Doku-Songspiel“ einfließen. Selbstporträt des Malers, Romanciers und Lyrikers Albert Paris Gütersloh, um den es im Theater geht.
Dabei sollen auch die Schattenseiten des politisch wankelmütigen Gütersloh in der Zeit der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten nicht ausgeblendet werden.
Los geht‘s um 20.15 und 22.45 Uhr
Neben Tobias Schwencke am Piano werden die Sopranistin Andrea Chudak, Christopher Scheuer, live-elektronik, Martin Steubner an der Gitarre und Juri Tarasenok am Akkordeon zu erleben sein.
Beginn ist um 20.15 Uhr und um 22.45 Uhr auf der Hinterbühne des Theaters. Die Spieldauer beträgt rund 30 Minuten. Der Eintritt ist frei.
In der Weberei geht es um Perspektiven
In der Weberei geht es bei der „Langenachtderkunst“ um Perspektiven. „Was immer wieder für das Leben selbst gilt, trifft natürlich auch auf die Kunst zu. Dabei geht es nicht nur um den physischen Standpunkt der Betrachter eines Kunstwerkes, sondern auch um die Sichtweise der Kunstschaffenden auf ein Thema, die je nach den individuellen Voraussetzungen ganz unterschiedlich ausfallen kann“, heißt es in der Ankündigung.
Verschiedene Erfahrungswelten aus den Perspektiven dreier Künstlerinnen und Künstler sind im Rahmen der „Langenachtderkunst“ am Samstag in der Weberei zu sehen.
Surreal-komische Parallelwelt
„Auch als Ort, an dem Kunst geschaffen und präsentiert wird, wirkt man auf die Erfahrung der Betrachtenden eines Werkes ein. Insofern freuen wir uns besonders über den Facettenreichtum unserer Ausstellung“, so Sophie Honoré aus dem Programm-Team der Weberei. Nicht nur thematisch werde es dabei vielfältig, sondern auch verschiedene künstlerische Ausdrucksformen fänden sich in der Ausstellung wieder.
Serafima Rayskina (Bielefeld) präsentiert ihren Essayfilm „Wann kamst du an?“, der das Ankommen als Migrantin thematisiert. Ronja Falkenbach (Berlin) geht mit ihrem fotografischen Essay „Ways of eating chickpeas“ der Komplexität Israels und des Westjordanlands nach. Renke Brandt (Hannover) verwandelt in seinen Comics die Alltagswelt in eine surreal-komische Parallelwelt. Wer den Abend im Anschluss noch verlängern möchte, kann dies bei der Ü-40-Party, die um 22 Uhr in der Weberei beginnt.
Herta- wird zur Herbertstraße
Die Einwohner der Stadt Gütersloh können sich auf ein weiteres Spektakel freuen: An diesem Samstag wird die neue Hertastraße gegenüber dem Dreieckplatz feierlich eröffnet. Die Rotlichtmeile hat einen besonderen Clou zu bieten, der die Gemüter erhitzen könnte.
Inspiriert von der legendären Herbertstraße in Sankt Pauli, stellt die Hertastraße eine Hommage an das berühmte Pendant dar. Allerdings gibt es einen kleinen Haken – oder besser gesagt, eine kleine Länge. Mit gerade einmal 17 Metern führt sie entlang der Schaufensterfront der Eisdiele Pink Pinguin in der Feldstraße.
Sinnlichkeit und erotische Angebote
Trotz der kurzen Distanz wird den Besuchern eine bunte Vielfalt voller Sinnlichkeit und erotischen Angeboten geboten. Der Zugang ist von 19 Uhr bis Mitternacht geöffnet. Der Eintritt ist frei. Aber Vorsicht: Dort ist Erotik anders als man denkt.
Anlass für diese kuriose Einrichtung ist die „Langenachtderkunst“, für die der Harsewinkeler Kulturmanager Mickey Grohe, zusammen mit den Künstlerinnen Franziska Jäger aus Greffen und Frieda Amhoff aus Gütersloh und in Zusammenarbeit mit dem Team Wilhalm und Tanja Cilgin als Inhaberin des Eiscafés Pink Pinguin, eine besondere Art der Kunstpräsentation ins Leben gerufen hat.
Straßenzug bleibt blickdicht
Die Hertastraße locke nämlich mit erotischen Exponaten und frechen Inszenierungen, die bewusst ironisch und provokant genussvoll die freie Liebe in Verbindung mit Kunst thematisieren, so die Organisatoren.
Wer auf einen schnellen Blick hofft, der wird enttäuscht, denn der „Straßenzug“ wird komplett blickdicht gestaltet, sodass man den Eingang nutzen muss, um die von Franziska Jäger und Frieda Amhoff produzierten Kunstwerke bestaunen zu können. Berührungsängste sind dabei fehl am Platz, denn alle Besucherinnen und Besucher sind eingeladen, die Kunstwerke zu entdecken – und nach Lust und Laune auch zu erwerben.
Frauenpower
Dabei braucht niemand Sorge vor neugierigen Blicken zu haben, denn wie an der berühmten Herbertstraße werden auch an der Hertastraße in Gütersloh Geschäftsabschlüsse diskret abgewickelt.
An der Hertastraße ist Frauenpower am Werk, denn Tanja Cilgin und ihr ausschließlich aus Frauen bestehendes Eiscafé-Team sowie Christiane Nordemann, Gitte Hünnefeld, Karin Heveling, Karin Seyfert, Ursula Trede, Erna Blom-Hansford und Birgitta Lauks als ehrenamtliches Team des Kulturorts Wilhalm in Harsewinkel wollen sich mit Hingabe um das Wohl der Besucher kümmern.
Auch an Abkühlung wird gedacht
Für eine erfrischende Abkühlung nach dem Besuch der Hertastraße bietet sich das Pink Pinguin als Anlaufstelle an. Außer hausgemachtem Eis bietet das Team des Eiscafés eine Vielzahl an verschiedenen Getränken an, darunter die Hausmarke „Pinke Brause“.
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