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Von Lars Nienaber, 31.01.2023 | 18:31 Uhr
Der Eichenprozessionsspinner soll in Langenberg künftig auf natürliche Weise bekämpft werden. Die Voraussetzungen haben Schüler geschaffen.
Insgesamt 80 Nistkästen haben die Schüler der ZSL gebaut, die der Bauhof nun im Gemeindegebiet aufhängt. Die Arbeiten an den Maschinen der Werkstatt der Schule wurden aufgeteilt. Das Einflugloch haben unter anderem (v. l.) Jannis, Steven, Leon, Mark und Tim mit dem Spezialbohrer aus dem Holz geschnitten. Foto: Nienaber
Langenberg (lani) - Gemeinhin gelten Schmetterlinge als friedvolle Tierchen. Sie sind zudem häufig auch Symbol eines intakten Ökosystems und locken den Blick eines jeden Betrachters, wenn sie so durch die Gärten flattern. Regelrechte Angst bei einigen Bürgern schürt hingegen regelmäßig ein ebenso friedliches wie harmloses Insekt aus der Familie solcher Falter. Um einer weiteren Verbreitung des Eichenprozessionsspinners Einhalt zu gebieten, beschreitet die Gemeinde einen ungewöhnlichen Weg.
Brennhärchen können schmerzhafte Reaktionen hervorrufen
Die Wahrscheinlichkeit, dass ab Mai dieses Jahres im Rathaus der Gemeinde wieder besonders häufig das Telefon klingelt, ist hoch. Dann nämlich macht sich der Nachwuchs des Nachtfalters auf, und prozessiert – daher der Name – in Raupengestalt zusammen mit Artgenossen in die Krone hiesiger Eichen, um dort neue Nester zu bauen. So sichern die Tiere ihre Fortpflanzung – und ärgern dadurch auch ein stückweit den Menschen, der ihnen zu nahe kommt.
Das Problem nämlich ist, dass die Raupen vor ihrer Wanderung in die Kronen der Bäume feine Brennhärchen ausgebildet haben, die bei Kontakt schmerzhafte und gefährliche Reaktionen hervorrufen können. Beim Einatmen der winzigen Härchen drohen gar Asthmaanfälle, Entzündungen und hohes Fieber.
Von Jahr zu Jahr mehr Eichenprozessionsspinner
Zuletzt nahm die Zahl der Meldungen von Nestern und Prozessionen von Jahr zu Jahr zu. Mit der Folge, dass die Gemeinde – wie andere Kommunen auch – immer häufiger zu Werke schreiten musste. Wobei die Aufgabe der Mitarbeiter der Verwaltung vor allem darin bestand zu entscheiden, welche Maßnahmen ergriffen werden sollen. Während bei hoher Gefährdungswahrscheinlichkeit in Innenbereichen die Nester von einem Fachunternehmen entfernt wurden, beließ man es im Außenbereich bei einem Aufstellen von Warnschildern. „Eine Entfernung aller Nester, also auch im Außenbereich, wäre aus Kostengründen kaum möglich und auch nicht erforderlich“, heißt es seitens der Gemeinde.
Burkhard Enk (l.) und Patrick Niediek haben die Nistkästen für den Bauhof entgegengenommen.In der bevorstehenden Saison setzt die Kommune erstmals auf Prävention und hat dafür die Kooperation mit der Konrad-Zuse-Schule Langenberg (ZSL) gesucht. Die Idee, die das Team des Bauhofs entwickelt hat, ist, dass Fressfeinde der Raupen ins unmittelbare Umfeld der potenziellen Nistgebiete gelockt werden. Konkret sollen Meisen dort Nisten, wo viele Eichen stehen. Dafür werden jedoch Dutzende Nistkästen benötigt. Die ersten 80 solcher Exemplare haben Siebtklässler der ZSL in den vergangenen Wochen im Wahlpflichtfach „Arbeitswelt und Wirtschaft“ gebaut.
Praxisnaher Unterricht kommt bei Kindern gut an
Wie am Fließband haben die Jungen und Mädchen unter Anleitung von Lehrer Sven Klagges in den Praxisstunden an den Maschinen gesägt, gebohrt und geschraubt. Das Material, besonders witterungsbeständiges Lärchenholz, hat der Bauhof gestellt. Die Pläne für die Brutstätten der Vögel hat Klagges zusammen mit seinen Schülern, die allesamt viel Gefallen am Handwerken haben, am Computer entworfen. „So konnten wir Schablonen anfertigen, die uns bei der Massenproduktion die Arbeit erleichtert haben“, erläutert der Pädagoge.
Darüber hinaus durfte jeder dort zupacken, wo er seine Stärken vermutete. Während die einen meisengerechte, 30 Millimeter große Einfluglöcher bohrten, waren andere fürs Schrauben zuständig. „Das wir so gut zusammengearbeitet haben, hat mir besonders gut gefallen“, blickt Siebtklässlerin Evelin zurück auf das Projekt.
Bauhof hängt Nistkästen auf
Dessen Ergebnis haben die Heranwachsenden am Dienstag der Schulleitung, Bürgermeisterin Susanne Mittag und dem Team des Bauhofs vorgestellt. Letzteres wird die Nistkästen zunächst vor allem im Nordwesten des Gemeindegebiets und weiter im Westen und Südwesten an die Bäume bringen. „Andernorts hat man mit solchen Aktionen bereits Erfolge erzielt. Zumindest gefühlt ist dort, seit dem solche Nistkästen angebracht wurden, die Zahl der Nester zurückgegangen“, betont Bauhofleiter Burkhard Enk. Bürgermeisterin Susanne Mittag begrüßt das Engagement der Schüler ebenso. Auf ganz praxisnahe Weise sei ein nachhaltiger Schutz vor den Gefahren der Raupen entstanden.
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