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Von Kai von Stockum, 04.02.2023 | 06:53 Uhr
Verhalten optimistisch blicken die Aussteller in die Zukunft: Nach einem Boom zeichnet sich eine Flaute ab. Gleichwohl sind die Auftragsbücher gut gefüllt.
Saubere Sache: Thomas Theilmeier, Geschäftsführer des Betonwerks Lintel, präsentiert auf der Baumesse eine Neuheit: eine Betonplatte, die aufgrund einer speziellen Beschichtung spielend leicht zu reinigen ist und dennoch natürlich wirkt. Fotos: von Stockum
Rheda-Wiedenbrück (kvs) - Zwei Jahre lang hat die Baumesse im A2-Forum nicht stattfinden können, eine Zeit, in der die ohnehin bis unters Dach ausgelastete Branche einen maximalen Höhenflug absolvierte. Doch der Scheitelpunkt ist überschritten. Längst schon drücken Energiepreise, Zinsen, Fachkräftemangel und Bürokratie auf die Stimmung von Investoren und Handwerk. Bauen ist schwieriger denn je.
Scheitelpunkt des Höhenflugs überschritten
Wenn dann noch Vonovia, Deutschlands größter Wohnungskonzern, den Neubau wie angekündigt komplett auf Eis legt, dann hat das erhebliche soziale Auswirkungen und ist alles andere als geeignet, die Stimmung anzuheben. Es ist ein Tiefschlag für den Markt, der dringend Wohnungen braucht. Schließlich herrscht mit mehr als 700.000 fehlenden Einheiten die größte Mangellage seit Jahrzehnten. Als insgesamt „stark rückläufig“ charakterisiert der Rheda-Wiedenbrücker Unternehmer Lars Effertz (Bedachungen und Gerüstbau) den Bausektor. „Die Menschen hatten jetzt zwei Jahre lang Zeit, alles herzurichten, wir haben ein gutes 2022 erlebt“, sagt der Handwerker. Immer noch erlebe man einen Auftragsüberschuss, obgleich absehbar ist: „Der Einbruch kommt“, wenn auch verzögert. Dennoch blicke er optimistisch nach vorn, sagt Effertz, der zunehmend Bereiche wie Dachbegrünung und Photovoltaik abdeckt – Bereiche, die vor dem Hintergrund von gesetzlichen Anforderungen, Klimaresilienz und Energieautarkie stark in den Vordergrund rücken.
Abgesehen davon habe sich dem Unternehmer zufolge die schwierige Situation bei der Materialbeschaffung entspannt. Auch das gibt Anlass zur Hoffnung. Auf eine gewisse Hochkonjunktur in einer völlig anderen Sparte reagiert die Polizei, die ebenfalls auf der Baumesse im A2-Forum vertreten ist. Erstmals seit Beginn der Pandemie ist die Zahl der Wohnungseinbrüche in Nordrhein-Westfalen wieder deutlich angestiegen. Das geht aus Angaben des Landeskriminalamts (LKA) hervor. Vereint unter dem Dach der Schutzgemeinschaft Gütersloh beraten Kriminalhauptkommissar Guido Baratella und Regierungsbeschäftigter Uwe Arlitt sowie etliche ihrer Kollegen bei Fragen zur Prävention. Ausnahmslos alle, die sich mit einem Schraubenzieher an einem handelsüblichen Kunststofffenster mit Mehrfachverglasung versuchen dürfen, sind erschüttert darüber, wie trügerisch die Sicherheit einer solche Konstruktion ist. Ein wenig beherztes Hebeln hier, etwas Druck da – und zack – ist der Zugang frei. „In der Regel gibt es in jedem Haus und in jeder Wohnung, wo wir Beratungen durchführen, viel Optimierungspotenzial“, hat Stefanie Bastian, Bezirksbeamtin in Pavenstädt und aktiv im Netzwerk „Zuhause sicher“, festgestellt.
Tickets am besten online reservieren
2020 hatten nach Angaben der Veranstalter mehr als 32 500 Besucher den Weg zur Baumesse im A2-Forum gefunden, und auch am Freitag war der Zustrom vielversprechend. Bis einschließlich Sonntag, 5. Februar, sind die Türen jeweils von 10 bis 18 Uhr geöffnet. Partner ist die Kreishandwerkerschaft Gütersloh-Bielefeld. Außer deren Mitgliedsbetrieben präsentieren Küchen- und Möbelindustrie sowie andere Gewerbetreibende ihr Leistungsspektrum aus den Bereichen Bauen, Wohnen, Renovieren und Energiesparen. Ergänzt wird das Programm um kostenfreie Fachvorträge – unter anderem von der Koordinierungsstelle Energie und Klima des Kreises Gütersloh. Die Veranstalter empfehlen allen Interessenten, sich ihre Eintrittskarte (fünf Euro pro Person, Kinder und Jugendliche bis 16 Jahre bezahlen nichts) für die Baumesse bereits vor dem Besuch online zu reservieren. So ließen sich beim Eintritt aufs Gelände unnötige Wartezeiten vermeiden. Parkplätze (drei Euro) sind ausgeschildert. Weitere Informationen und Kartenreservierung im Internet unter www.baumesse.de.
Gute Laune am Stand der Firma Splietker Architektur und Bauen: Moritz Splietker (l.), Ingrid Splietker und Robert Potthoff.
Zwischen 35 und 38 Einfamilienhäuser hat die Firma Splietker Architektur und Bauen vor der Corona-Pandemie durchschnittlich jedes Jahr mit privaten Bauherren verwirklicht, 2023 werden es lediglich zwei Objekte dieser Kategorie sein: Und selbst diese beiden wurden bereits 2022 projektiert. Der Fokus liegt längst schon auf Investorenprojekten, dem Geschosswohnungsbau und – wie am Gänsemarkt in Wiedenbrück – dem Lückenschluss. Architekt Moritz Splietker, der das Unternehmen gemeinsam mit seinem Vater Michael führt, macht zur Eröffnung der Messe keinen Hehl daraus, dass die Branche mehr denn je mit ungeahnten Herausforderungen zu kämpfen hat. Dabei sind steigende Kosten für Grundstücke, Material, Energie und Löhne offenbar nur ein Aspekt – juristische und fiskalische Belange sowie eine immer weiter ausufernde Bürokratie eine andere. „Inzwischen nimmt die Planung für eine Immobilie deutlich mehr Zeit in Anspruch als der Bau.“ Unter den 43 Beschäftigten des Unternehmens mit Sitz in St. Vit sei nicht ohne Grund mehr als ein halbes Dutzend Architekten.
Schwerpunkt liegt auf Thema Energie
Neben den klassischen Bereichen der Baubranche nimmt der Energieaspekt viel Raum in den Messehallen ein. Hochmoderne Heizanlagen, Wärmepumpen, Photovoltaik, Geothermie und dergleichen Themen mehr finden sich dort in großer Bandbreite. Der Samstag steht im Zeichen energetischer Modernisierungen. Passend dazu das Vortragsprogramm am Samstag, 4. Februar. ab 11.30 Uhr: Darin geben Fachleute Informationen zu Alternativen zur Öl- und Gasheizung, Photovoltaik, Batteriespeicher und E-Mobilität, zur Kombination von Wärmepumpen und Photovoltaik sowie zur Sanierung von Altbauten zu Effizienzhäusern. Die Referenten kommen von der Verbraucherzentrale NRW, von der neuen Landesgesellschaft für Energie und Klimaschutz „NRW.Energy4climate“ und von der Bauwerkstadt-GmbH in Bielefeld.
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