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15.12.2021 | 11:30 Uhr
Auf diese „Auszeichnung“ hätte der Fleischriese bestimmt gerne verzichtet. In der Vergangenheit sind vor allem Modefirmen damit bedacht worden.
Tönnies aus Rheda-Wiedenbrück hat den „Preis der Herzlosigkeit“ erhalten. Der wird einmal jährlich vom Deutschen Tierschutzbüro vergeben. Foto: Wedel
Rheda-Wiedenbrück (gl) - Der Rheda-Wiedenbrücker Fleischkonzern Tönnies ist mit dem „Preis der Herzlosigkeit“ bedacht worden. Die Negativ-Auszeichnung vergibt das Deutsche Tierschutzbüro einmal jährlich. Damit sollen Tierquälerei und nicht artgerechte Haltung angeprangert werden, teilt der Verein mit.
Vorwurf der Scheinheiligkeit
Die Tierrechtsaktivisten werfen dem Fleischkonzern „Scheinheiligkeit“ vor. Tierwohl und verantwortungsvoller Umgang mit Tieren würden zwar öffentlichkeitswirksam propagiert. Die Realität sehe jedoch anders aus, teilte das Deutsche Tierschutzbüro am Mittwoch mit. Tönnies lehnte auf Nachfrage dieser Zeitung eine Stellungnahme zu der Negativ-Auszeichnung auf.
Das Deutsche Tierschutzbüro begründet seine Entscheidung damit, dass kaum ein anderes Unternehmen derart von der Massentierhaltung profitiere wie Tönnies. „Knapp 20 Millionen Schweine tötet das Unternehmen pro Jahr. Allein der Schlachthof am Hauptsitz der Firma in Rheda habe eine Schlachtzulassung von bis zu 30.000 Tieren pro Tag.
Tönnies arbeitet nach Angaben des Tierschutzbüros mit 10.000 Mastbetrieben zusammen. „Die bei Tönnies geschlachteten Schweine stammen überwiegend aus der Massentierhaltung, wo sie auf Spaltenböden gehalten werden und keinerlei Auslauf haben“, sagt Jan Peifer, Vorstandsvorsitzender des Tierschutzbüros. Die Zustände in einigen dieser Betriebe seien unhaltbar.
Bildmaterial aus Zulieferbetrieben gibt den Ausschlag
In den zurückliegenden anderthalb Jahren hat der eingetragene Verein aus mehreren Tönnies-Zuliefern Bildmaterial veröffentlicht, das zum Teil mit versteckter Kamera gedreht wurde. Zusammengepferchte Tiere auf engstem Raum sowie kranke und verletzte Tiere, denen nicht geholfen wurde, waren darauf angeblich zu sehen. In einigen Fällen seien auch unsachgemäße Nottötungen zu erkennen gewesen. Jan Peifer: „Ein Landwirt aus Niedersachsen hat beispielsweise versucht, kranke Schweine mit einem Gewehr zu erschießen.“
Tönnies habe auf die Hinweise des Tierschutzbüros zwar immer schnell reagiert, sich öffentlich von Tierquälerei distanziert und die Belieferung aus den Skandalbetrieben zunächst gestoppt. „Doch genau von einigen dieser Betriebe lässt sich Tönnies heute wieder beliefern. Am Ende geht es doch nur ums Geld“, kritisiert Peifer. Und weiter: „Die vorgegaukelte heile Tierschutz-Welt, die Tönnies auf seiner Internetseite präsentiert, hat kaum etwas mit der Realität zu tun.“
Unternehmen verweigert Annahme
Zur Übergabe des denkwürdigen Preises waren Mitglieder des Deutschen Tierschutzbüros nach Rheda gereist. An der Konzernzentrale standen sie dann aber vor verschlossenen Türen. Den Preis wollte das Unternehmen nach Angaben der Organisation nicht annehmen.
In der Vergangenheit waren unter anderem die Modefirmen Breuniger und Bogner Träger des „Preises der Herzlosigkeit“. Grund war in beiden Fällen der Einsatz von Tierpelzen.
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