Bitte geben Sie Ihren Benutzernamen und Ihr Passwort ein, um sich anzumelden. Wenn Sie bereits Digitalabonnent sind, Sie sich aber noch nicht in unserem Portal registriert haben, holen Sie das bitte nach, um auch künftig das e-paper und/ oder unsere Plus-Inhalte lesen zu können.
31.03.2023 | 18:46 Uhr
Ein sicherer Indikator dafür, dass das neue Stadthaus tatsächlich gebaut wird, sind die Arbeiten, die seit einigen Tagen auf dem heutigen Rathausparkplatz im Gange sind, nicht. Denn unabhängig davon muss mit Schadstoffen belasteter Boden in einem Teilbereich ausgetauscht werden.
Baustellentermin am Werseufer mit (v.l.) Jan Hintemann (Zentrales Gebäudemanagement), Stadtbaurat Thomas Köpp sowie Bauleiter David Köbbing und Polier Daniel Buck von der Firma Eggers Umwelttechnik. Peter Harke
Nach vorübergehender Vollsperrung, die zur Einrichtung der Baustelle erforderlich war, ist die Zufahrt zum Rathausparkplatz an der Westenmauer seit Donnerstagnachmittag wieder frei. Eingezäunt bleibt allerdings noch für voraussichtlich drei Wochen der südwestliche Bereich und damit etwa ein Viertel der Gesamtfläche. Hier müssen, wie mehrfach berichtet, Altlasten im Erdreich beseitigt werden, die bei Bodenuntersuchungen im Zuge der Vorbereitungen für den geplanten Bürgercampus festgestellt worden waren. Dazu ist die Stadt gesetzlich verpflichtet, egal, ob das neue Stadthaus tatsächlich gebaut wird oder nicht.
Mit der Durchführung beauftragt ist die Ibbenbürener Niederlassung Nordwest der Firma Eggers Umwelttechnik. Das Unternehmen mit rund 700 Mitarbeitern hat seinen Hauptsitz in Hamburg, ist unter anderem auf Aushub, Abtransport und Entsorgung von belasteten Böden spezialisiert, ebenso wie auf Wasserhaltung. Letzteres eine Expertise, die aktuell in Ahlen auch gefordert ist, denn die Bagger bewegen sich unmittelbar am Ufer der Werse, deren Pegelstand um eine Staustufe abgesenkt wurde. Die nächsten Schritte waren die teilweise Entfernung der Böschungsbepflanzung und die Aufnahme des Pflasters von Fußwegen und Parkplätzen.
Die betroffene Fläche, die ausgekoffert werden muss, ist etwa 200 Quadratmeter groß. Der stattliche Erdhügel, der am Rand in den letzten Tagen bereits aufgehäuft wurde, täuscht allerdings darüber hinweg, dass die eigentliche Sanierung noch gar nicht begonnen hat. „Wir haben bis jetzt nur circa 30 Zentimeter unbelasteten Oberboden ausgehoben“, erklärt Bauleiter David Köbbing beim Ortstermin mit Stadtbaurat Thomas Köpp und Jan Hintemann vom städtischen Gebäudemanagement.
Erst in zwei bis drei Metern Tiefe, in die die Experten ab Montag vorstoßen werden, befinden sich die Altlasten, um die es geht. Dabei handelt es sich laut Gutachten um Polyaromatische Kohlenwasserstoffe (PAK), möglicherweise Rückstände von teerhaltigem Bauschutt, der unter dem Rathausparkplatz verfüllt wurde. Auch Hydrauliköl, das beim Abbruch der Piusbrücke 2013 in die Erde eingedrungen sein könnte, kommt als Verursacher in Betracht. Genau werde sich das wohl nicht mehr feststellen lassen, sagt Jan Hintemann. Für Menschen gesundheitsgefährdend sind die Stoffe potenziell nur, wenn sie über die Haut oder den Mund aufgenommen werden, versichert David Köbbing. Darum werden er und seine Kollegen sicherheitshalber Schutzanzüge und Atemschutzmasken tragen, wenn es nächste Woche „ans Eingemachte“ geht. Ein Container dient als Schleuse zum Umkleiden.
Zur weiteren Vorgehensweise führt der Bauleiter aus, dass man sich gegen das ursprünglich erwogene Wabenverfahren und stattdessen für das Hot-Spot-Verfahren entschieden habe. Der Unterschied lässt sich nur auf Fachchinesisch erklären. Für die Nachbarschaft im Umfeld aber gut zu wissen: Beim Wabenverfahren wären größere Maschinen zum Einsatz gekommen, die stärkere Vibrationen und mehr Lärm erzeugt hätten. Also eine Frage der Rücksichtnahme, auch auf die Beschäftigten im Rathaus. Schließlich werde darin ja noch gearbeitet, stellt David Köbbing schmunzelnd fest. Am Städtischen Gymnasium sind ohnehin Ferien.
Nun wird also im sogenannten offenen Verbau gearbeitet, „auf Sicht“, wie der Ingenieur es beschreibt. Nach und nach wird jeweils ein etwa fünf mal fünf Meter großes Feld Erde ausgehoben und direkt vor Ort durch eine Geologin chemisch untersucht. Ist der Boden an der Stelle belastet, wird er entsorgt, kommt zur Endlagerung auf eine Deponie. Und das Loch wird direkt im Anschluss verfüllt. Klingt aufwendig und wird auch, so schätzt David Köbbing, zehn bis zwölf Werktage in Anspruch nehmen. Läuft alles nach Plan, könnte der Rathausparkplatz dann Ende April wieder komplett freigegeben werden. Fürs Erste.
von Von Peter Harke
Texte und Fotos von die-glocke.de sind urheberrechtlich geschützt. Weiterverwendung nur mit Genehmigung der Chefredaktion.