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Von Till Junker, 31.01.2023 | 17:12 Uhr
Der Hauptausschuss hat sich dafür ausgesprochen, die Wiederbesetzungssperre aufzuheben. Zudem stimmte das Gremium dem Stellenplan der Stadt zu.
Die Kapazitätsgrenze des Ennigerloher Rathauses ist erreicht. Die Stadt Ennigerloh benötigt mehr Platz für ihre Mitarbeiter. Foto: Archiv
Ennigerloh (tiju) - Damit hatte Ennigerlohs Bürgermeister Berthold Lülf nicht gerechnet. „Ich bin gerade ein bisschen geflasht“, sagte er. Der Hauptausschuss sprach sich am Montagabend einstimmig dafür aus, die Wiederbesetzungssperre aufzuheben. Die Mitglieder folgten damit einem Antrag der GAL.
Die Stadt begründet den Bedarf der zusätzlichen 7,42 Stellenanteile auf insgesamt 153,06 ihrer Vorlage zufolge wie folgt:
-Am Bauhof kam es in den vergangenen Jahren vermehrt zu Stundenreduzierungen bei den Mitarbeitern. Daher sei eine Stelle zur Kompensation erforderlich.
-Im Bereich Rente/Wohngeld steigt durch die Wohngeldreform die Anzahl der Berechtigten, und somit wird eine weitere Stelle dort notwendig.
-Bedingt durch den erhöhten Betreuungsaufwand der Flüchtlingsunterkünfte sowie Vor- und Nachbereitungen von Veranstaltungen im Stadtquartier am Abend und Wochenende ist der Stadt zufolge die Stelle eines Hausmeisters für Veranstaltungen und Asyl zu schaffen.
-Eine Auszubildende soll nach erfolgreichem Abschluss in den Bereich Haushaltswesen übernommen werden.
-Der Fachbereich 4 (Stadtentwicklung) fordert die Einstellung eines Ingenieurs für die technische Gebäudeausrüstung im Bereich Hochbau. Neubauten wie die Zweifeldsporthalle an der Ludgerusstraße, das Hallenbad, der Ersatzneubau der Olympiahalle sowie die Planungen zur Feuer- und Rettungswache forderten in der Konsequenz einen verstärkten Beschäftigteneinsatz, heißt es in der Begründung der Verwaltung.
-Im Bereich Vollstreckung, Kassengeschäfte und Buchhaltung ergibt sich eine Stellenmehrung von 1,49. Zum einen sei eine Vakanz aufgrund der Inanspruchnahme von Elternzeit aufzufangen, zum anderen wird ab diesem Jahr auch das Buchungsgeschäft der Eigenbetriebe über die Buchhaltung der Kernverwaltung abgewickelt.
Wie oft allein ihre Fraktion den Antrag auf Aufhebung der Sperre gestellt hat, konnte Andrea Hofer (GAL) nicht sagen. „Er dürfte aber bekannt sein“, sagte sie. Dennoch erklärte Hofer erneut, dass die Wiederbesetzungssperre die Akquirierung von Personal schwer bis unmöglich mache. „Wir müssen mittlerweile froh sein, wenn wir Stellen überhaupt innerhalb von sechs Monaten besetzt bekommen“, betonte sie.
„Erfolgreichstes Mittel der Haushaltssicherung“
Um die Personalkosten in der Verwaltung nicht aus dem Ruder laufen zu lassen, war die Wiederbesetzungssperre 2015 beschlossen worden. Mit der Sperre wird erreicht, dass freiwerdende Stellen für einen bestimmten Zeitraum nicht wieder besetzt werden. „Es war eins der erfolgreichsten Mittel der Haushaltssicherung“, sagte Georg Aufderheide (CDU). Mit Blick auf den Fachkräftemangel erklärte er aber, dass „wir dem Antrag unter den gegenwärtigen Umständen stattgeben“. Gleichzeitig fragte sich Aufderheide, ob durch die Digitalisierung Personal und damit Kosten eingespart werden könnten.
Die Digitalisierung sei eine gute Unterstützung, sagte Christian Köhler, Fachbereichsleiter Service. In vielen Bereichen stünden aber Entscheidungen dahinter, die von Menschen getroffen werden. „Eine Personaleinsparung sehe ich nicht wirklich.“
80 Prozent der Stellen besetzt
Der Bau des Ostrings oder der Feuer- und Rettungswache, Klimaschutz, Digitalisierung: Vor der Stadt liegen große Herausforderungen. Der Stellenplan 2023 der Ennigerloher Verwaltung – für den der Hauptausschuss ebenfalls stimmte – sieht zusätzlich 7,42 Stellenanteile vor. Wie schwierig es ist, geeignete Bewerber zu finden, zeigte sich schon 2022, als nicht alle benötigen Stellen vergeben werden konnten.
Derzeit sind rund 80 Prozent der Stellen bei der Verwaltung besetzt. Norbert Kirchhoff (FDP) wollte daher wissen, ob man die Arbeitsorganisationen verbessern könnte und ob Aufgaben auf weniger Schultern verteilt werden könnten – also Aufgabenkritik geübt werde. „Das machen wir jede Woche“, sagte Bürgermeister Lülf.
Kirchhoff brachte auch eine Untersuchung von außen ins Spiel. Eine Untersuchung der gesamten Verwaltungsorganisation koste sehr viel Geld und bringe „Unruhe ins Haus“, sagte Lülf. Zudem äußerte er Zweifel, ob die Untersuchung am Ende die Informationen liefere, die man brauche.
Ennigerloher Verwaltung braucht mehr Platz
Die Stadt Ennigerloh braucht nicht nur mehr Mitarbeiter, sondern auch mehr Platz. „Das Personal muss irgendwo untergebracht werden“, betonte Bürgermeister Berthold Lülf. Wo, sagte Lülf im öffentlichen Teil allerdings nicht. Er kündigte dagegen an, dass er den Mitgliedern des Hauptausschusses im nichtöffentlichen Teil Alternativen mitteilen wolle, „die Ihnen nicht gefallen werden“.
Schon im Dezember 2021 hatte die Verwaltung auf den Platzmangel im Rathaus hingewiesen. Anlass für die Diskussion war seinerzeit ein Antrag der FWG-Fraktion. Die Freien Wähler hatten gefordert, ein Homeoffice-Modell für die Mitarbeiter der Verwaltung zu erarbeiten – und in diesem Zusammenhang auf den ins Auge gefassten Ausbau des Rathaus-Dachgeschosses zu verzichten. Der Antrag wurde abgelehnt.
Freie Wirtschaft und Verwaltungen im Kampf um gute Köpfe
Auch das Thema Ausbildung wurde im weiteren Verlauf der Debatte zum Personalplan beleuchtet. Thomas Trampe-Brinkmann (SPD) wies darauf hin, dass nur die Hälfte der Lehrstellen besetzt seien, und wollte wissen, wie die Verwaltung attraktiver werden könne.
Lülf erklärte, dass das ein komplexes Problem sei, da Verwaltungen an das Tarifrecht gebunden seien und daher nicht so handeln könnten, wie die freie Wirtschaft. Der Kampf um die guten Köpfe werde aber nicht nur zwischen der Stadt Ennigerloh und der freien Wirtschaft geführt, sondern auch mit anderen Verwaltungen.
Darüber hinaus wies Lülf auf die Ausbildungsmesse „mach mit“ hin, und Christian Köhler ergänzte, dass Praktika wieder gut angenommen und nachgefragt würden, nachdem Corona die Stadt hier zurückgeworfen hatte.
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