Schwarzarbeit auf dem Bau: Mehr Verfahren in Westfalen


Illegale Machenschaften auf dem Bau sind nicht selten - auch im Kreis Warendorf nicht. Was die Gewerkschaft IG Bau nun fordert.

Die Hauptzollämter Bielefeld und Münster haben im ersten Halbjahr 2022 mehr Verfahren wegen Schwarzarbeit auf dem Bau eingeleitet. Die Behörden sind auch für den Kreis Warendorf zuständig. Foto: Zoll

Kreis Warendorf/Münster/Bielefeld/Hamm (gl) - Schwarze Schafe auf dem Bau: Die Bezirksverbände Münster-Rheine (Münster) und Westfalen Mitte-Süd (Hamm) der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG Bau) beklagen kriminelle Praktiken auf Baustellen. So hätten die Hauptzollämter Bielefeld und Münster, die beide für den Kreis Warendorf zuständig sind, allein im ersten Halbjahr des vergangenen Jahres in der Region insgesamt 717 Ermittlungsverfahren im Baugewerbe eingeleitet, wie die Gewerkschaft am Donnerstag mitteilt.

Weniger Verfahren im Vorjahreszeitraum

Die Finanzkontrolle Schwarzarbeit deckte demnach bei ihren Kontrollen vor allem illegale Beschäftigung, Sozialbetrug und Mindestlohnverstöße auf. Insgesamt habe die vom Bielefelder Zoll ermittelte Schadenssumme durch nicht gezahlte Steuern und Sozialabgaben auf dem Bau rund 1.342.000 Euro betragen, schreibt die IG Bau weiter. Im Vergleichszeitraum des Vorjahres leiteten die beiden Hauptzollämter 553 Ermittlungsverfahren auf dem Bau ein. Die Baugewerkschaft beruft sich dabei auf Zahlen, die das Bundesfinanzministerium auf eine Anfrage des Bundestagsabgeordneten Bernhard Daldrup (SPD, Sendenhorst) zur Kontroll-Bilanz des Zolls auf dem Bau mitgeteilt hat.

„Die hohe Zahl der Ermittlungsverfahren zeigt, dass kriminelle Methoden auf dem Bau auch in unserer Region zum Alltag gehören. Die tatsächlich aufgedeckten Verstöße sind nur die Spitze des Eisbergs“, so der Bezirksvorsitzende der IG Bau Westfalen Mitte-Süd, Friedhelm Kreft. Neben den vielen „sauber arbeitenden Unternehmen“ gäbe es noch immer unseriöse Firmen, für die Lohndumping und illegale Beschäftigung bei Bauaufträgen zum Geschäftsmodell gehörten.

Weitere Schwarzarbeit befürchtet

Detlev Hopp, Bezirksvorsitzender aus Münster, warnt zudem vor einer weiteren Zunahme illegaler Machenschaften: „Die hohe Inflation, steigende Bauzinsen, hohe Material- und Energiekosten – alles führt zu einem wachsenden Kostendruck auf dem Bau.“ Unseriöse Chefs würden deshalb jetzt erst recht versuchen, ihre Kosten durch Lohndumping zu senken. Und sie würden sich noch mehr Tricksereien einfallen lassen, um Steuern und Sozialabgaben zu hinterziehen. Dadurch geraten Arbeitgeber, die sich an den Bau-Tarifvertrag halten, weiter unter Druck.

Hintergrund

Das Hauptzollamt Bielefeld ist im Kreis Warendorf für Ahlen, Beckum, Ennigerloh, Oelde und Wadersloh zuständig. Das Hauptzollamt Münster kontrolliert in Drensteinfurt, Sassenberg, Sendenhorst, Telgte, Warendorf, Beelen, Everswinkel und Ostbevern.

Vor diesem Hintergrund fordert der IG Bau deutlich mehr Kontrollen und eine stärkere Präsenz des Zolls auf den Baustellen. Hopp: „Auch im Kreis Warendorf wollen wir ‚saubere Baustellen‘. Der Staat muss sicherstellen, dass kriminelle Praktiken auf Baustellen keine Chance mehr haben.“

Zudem müssten auffällig gewordene Firmen von der öffentlichen Auftragsvergabe ausgeschlossen werden. „Wir brauchen ein ‚Sündenregister für Schwarzarbeit‘ – eine öffentliche Kartei, in der die Betriebe aufgelistet werden, deren Geschäftsmodell auf illegaler Beschäftigung und Lohnprellerei beruht“, so Kreft.

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