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Von Redaktion, 13.09.2017 | 20:54 Uhr
Warendorf / Beelen / Telgte/ Herzebrock-Clarholz (pw) - Der Saal Allendorf in Neuwarendorf war mit rund 250 Zuhörern voll besetzt. Kritiker des Straßenneubauprojekts B64 n trafen sich mit Bundestagskandidaten, um Meinungen zu sagen und zu hören. Enttäuscht waren sie, dass CDU und FDP fehlten.
Voll besetzt war Allendorfs Saal in Neuwarendorf am Dienstagabend bei der Podiumsdiskussion, zu der die fünf B 64n-kritischen Bürgerinitiativen eingeladen hatten.
„Was haben die Bürger von dem Projekt? Oder geht es um etwas anderes?“, führte Dr. Monika Rode, Vorsitzende der Bürgerinitiative B 51 Telgte, in die Thematik ein. Sie hatte zusammen mit den Bürgerinitiativen „Naturfreunde für Beelen“, „Kulturlandschaft Sundern-Samtholz-Brock“ (Herzebrock-Clarholz), der Interessengemeinschaft Warendorf-Süd (IWS) und der Bürgerinitiative Verkehrskonzept Warendorf (BVW) eingeladen, um kurz vor der Bundestagswahl von den Direktkandidaten im Wahlkreis Warendorf zu hören, wie sie zu dem Großprojekt B 64n stehen.
Gekommen waren aber lediglich der Bundestagsabgeordnete Bernhard Daldrup (SPD, Sendenhorst) und Paulo da Silva (Die Partei, Warendorf). Die Grünen-Kandidatin Marion Schniggendiller ließ sich von ihrer Parteikollegin, der Bundestagsabgeordneten Maria Klein-Schmeink (Münster), vertreten. Abgesagt und auch keinen Vertreter geschickt hatten der Bundestagsabgeordnete Reinhold Sendker (CDU, Westkirchen) und FDP-Kandidat Dr. Oliver Niedostadek (Telgte), beide Befürworter der B 64n in der geplanten Dimension. Moderator der Diskussion war der Journalist Jörg Pastoor.
Kosten-Nutzen-Faktor nicht seriös?
Für Hermann-Josef Schulze-Zumloh, Landwirt aus Neuwarendorf, ist der Kosten-Nutzen-Faktor des Projekts nicht seriös berechnet. Der mit dem Flächenverlust einhergehende wirtschaftliche Schaden der Landwirte sei nicht ausreichend berücksichtigt. Der Vorsitzende des Landwirtschaftlichen Kreisverbands forderte ein agrarwirtschaftliches und ein Artenschutzgutachten, um die tatsächlichen Kosten zu ermitteln. Zudem befürchtet er, dass nach dem Bau der dreispurigen Ortsumgehungen für Warendorf, Beelen und Herzebrock-Clarholz auch die Straßenstücke dazwischen verbreitert würden: „Da sollte man den Leuten ehrlicherweise reinen Wein einschenken.“
Auch für Thomas Lins (Freckenhorst), Vorsitzender des Verkehrsclub Deutschland (VCD) im Münsterland, ist der von den Planern errechnete Kosten-Nutzen-Faktor ein „Taschenspielertrick“, weil das Entlastungspotenzial einer ausgebauten Bahnlinie nicht einberechnet worden sei.
Politiker zweifeln an Dimension
Der Bundestagsabgeordnete Bernhard Daldrup hält die Dimension der B 64n als dreispurige, kreuzungsfreie Fernstraßen für nicht mehr angemessen. Umgehungen könnten die in den Ortskernen lebenden Menschen durchaus entlasten. Sie könnten aber auch zweispurig und plangleich, zum Beispiel mit Kreisverkehren, gebaut werden. Der Sozialdemokrat versicherte den Zuhörern, dass mit der Aufnahme des Projekts in den vordringlichen Baubedarf noch nichts endgültig entschieden sei. Die kommunalen Räte, aber auch jeder Bürger könne „bis zum Planfeststellungsbeschluss viel bewirken“.
Das unterstrich auch Bundestagskollegin Maria Klein-Schmeink (Die Grünen): Wenn lokale Bürgerinitiativen gemeinsam gegen das Projekt Druck machten, sei die bisherige Planung, bei der „Orte regelrecht zerschnitten“ würden, zu stoppen. Der Bundesverkehrswegeplan (BVWP) sei viel zu „straßenbaulastig“. Alternative, intelligente Verkehrskonzepte, die auf ÖPNV und Rad setzen, forderte auch Paulo da Silva (Die Partei) und war sich darin mit seinen politischen Mitbewerbern einig.
Im Schlusswort kritisierte Karsten Birkemeier (Naturfreunde) den fehlerhaften BVWP. Darin stehe unter anderem etwas von einer Südumgehung für Beelen. Gemeint sei die geplante Nordumgehung. Aber auch die wolle Beelen nicht.
Mehr zum Thema sowie einen Kommentar lesen Sie am 14. September in der Warendorfer Lokalausgabe sowie auf der Seite „Kreis Warendorf“ der „Glocke“.
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