Diakonie Gütersloh kämpft mit Rückenwind

Von Redaktion,

Gütersloh (eff) -  Die Diakonie Gütersloh hat die drohende Insolvenz abgewendet. „Noch ist die Kurve nicht geschafft, aber das Sanierungskonzept zeigt Wirkung“, kommentierte Björn Neßler, seit September des vergangenen Jahres Vorstandsvorsitzender, das Jahresergebnis 2011.

Konzept steht: (v.l.) Margarete Langwald, Björn Neßler und Volker Heinrich.

Die evangelische Sozialeinrichtung erwirtschaftete einen Gewinn von 95 000 Euro nach einem Verlust von 278 000 Euro ein Jahr zuvor. Durch Opfer der Belegschaft, Abbau von Arbeitsplätzen und Verbesserung des Qualitätsmanagements in der Pflege sei der Umschwung möglich geworden, sagte Neßler zum straffen Sanierungskonzept. So hätten alle 347 Mitarbeiter auf ihr Weihnachtsgeld verzichtet. Die Diakonie Gütersloh habe neun Entlassungen, zwei davon in der Verwaltung, aussprechen müssen und sieben Mitarbeiter versetzt. Im Gegenzug wurden 89 befristete Arbeitsverträge in feste Anstellungen umgewandelt.

 Bei seinem Amtsantritt sei er auf „stark verängstigte“ Mitarbeiter getroffen, berichtete Neßler. Nach den Entscheidungen über die neue Ausrichtung sei „ein neues Gefühl entstanden, Ideen zu entwicklen und in die Umstzung zu bringen“, sagte Volker Heinrich, der Leiter der Wohnungslosenhilfe. Trotzdem ist die Diakonie noch nicht aus dem Schneider, denn die Zuweisung von Kirchensteuer sinkt dramatisch. Diplom-Kaufmann Björn Neßler: „Waren es 2006 noch 800 000 Euro, werden wir 2013 nur noch 180 000 Euro bekommen.“ Auf die freiwilligen Zuschüsse der zum Sparen gezwungenen Kirchengemeinden kann die Diakonie demnächst nicht mehr bauen. Fließen in diesem Jahr noch 200 000 Euro in den Etat, kalkuliert der Vorstand für 2013 nur noch mit einem Bruchteil der Summe.

 Wie jedes Wirtschaftsunternehmen muss die evangelische Einrichtung profitable Abteilungen stärken und defizitäre Bereiche umgestalten oder gar auflösen. „Wir müssen im Pflegedienst mit Wohngemeinschaften weiter wachsen“, weiß Neßler. Dort, wo seit November die studierte Qualitätsmanagement-Beauftragte Margarete Langwald die Fortbildung auf ein breites Fundament gestellt und einen Niveausprung herbeigeführt hat, muss jenes Geld erwirtschaftet werden, das bei der Beratung fehlt. „Wir bräuchten 300 000 Euro mehr“, hat der neue Vorstand ausgerechnet. „Denn ohne Beratung ist eine Diakonie nicht denkbar.“

Der Hebel ist bereits angesetzt: Neue Angebote wie die 24-Stunden-Betreuung, der Besuchsdienst für Senioren sowie ein Palliativpflegedienst ab Mai kommen hinzu. Dafür sollen die Beschäftigungsprogramme für ältere Menschen in die Kirchengemeinden verlagert werden.

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