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Von Redaktion, 14.11.2019 | 20:51 Uhr
Gütersloh/Marienfeld (din) - Der Besuch der Vize-Chefin der Industriegewerkschaft IG Metall, Christiane Benner, bei den Miele-Betriebsräten ist schon seit zwei Jahren geplant gewesen. Da war der aktuell diskutierte Stellenabbau noch nicht bekannt. Ihr Thema hätte aktueller kaum sein können: Transformation.
Gespräch in der Marienfelder Klosterpforte: (v. l.) der Erste Bevollmächtigte Thomas Wamsler, Christiane Benner sowie die Betriebsratsvorsitzenden Birgit Bäumker und Klaus Niebusch.
Am Mittag hatte die Gewerkschafterin erst das Miele-Werk in Oelde besucht. Am Abend zeigte sie sich in der Marienfelder Klosterpforte im Gespräch mit der „Glocke“ beeindruckt von der Fertigungstiefe vom Blechpressen bis zum Gerät. Christiane Benner: „Deutschland braucht industrielle Wertschöpfung. Deutschland wird nicht als Dienstleistungsstandort überleben.“
Auch die Sportpausen, die dort im Rahmen des betrieblichen Gesundheitsmanagements eingelegt werden, stießen auf ihr Interesse. Die Atmosphäre habe sie insgesamt als entspannter empfunden als zum Beispiel in Betrieben der Automobilindustrie, in der eine krasse Umstellung vom Verbrennungsmotor auf Elektro anstehe.
In den Unternehmen gingen massive Veränderungen in hoher Geschwindigkeit vor sich. Stichwort: Digitalisierung. „Nach zehn guten Jahren erwarten wir von den Arbeitgebern, dass sie den Beschäftigten im Wandel eine sichere Perspektive geben“, sagte die Metallerin. Wichtige Instrumente seien Qualifizierung und Weiterbildung. Die Gewerkschaft könne nicht einfach sagen, es dürfe in der Transformation keine Entlassungen geben. Sie warb für das von der IG Metall vorgeschlagene Transformationskurzarbeitergeld.
Qualifizierung und Weiterbildung seien wichtige Instrumente, um in der Gütersloher Gerätefertigung von Miele betriebsbedingte Kündigungen zu vermeiden, erklärten der Erste Bevollmächtigte der IG Metall Gütersloh-Oelde, Thomas Wamsler, und der hiesige Betriebsratsvorsitzende Klaus Niebusch unisono. Die Gespräche mit der Geschäftsleitung liefen noch. „Wir sind ganz guter Dinge“, sagte Wamsler. Er könne nicht über Einzelheiten sprechen, aber „Qualifizierung ist ein Schlüsselelement“. Auch brauche man über Altersteilzeit eine Brücke in die Rente, wenn man Kündigungen vermeiden wolle.
Wie berichtet, sollen mit Blick auf das neue Werk in Ksawerów (Polen) in Gütersloh bis Ende 2025 noch 650 Stellen entfallen. Aufhebungsverträge seien bisher nicht im Gespräch und von Unternehmensseite wohl auch nicht angestrebt, sagte Niebusch. Über Qualifizierung sollten Mitarbeiter auch auf andere Stellen gebracht werden. Mit Bielefeld und Oelde gebe es weitere Werke, wo das möglich wäre. Niebusch: „Bevor man betriebsbedingt kündigt, ist der Aufwand gerechtfertigt.“
Was die bis zu 240 Stellen anbelangt, die in der Verwaltung und im Vertrieb vornehmlich in Gütersloh wegfallen sollen, wolle man sich damit beschäftigen, sei aber noch nicht in tiefere Gespräche eingestiegen, sagte Niebusch.
Die alljährliche Betriebsrätekonferenz in Marienfeld dauert noch bis Freitagmittag. Die Stimmung sei „solidarisch“, hieß es am Donnerstag. Es sei ja nicht auszuschließen, dass andere Werke auch irgendwann betroffen seien, sagte die Oelder Betriebsratsvorsitzende Birgit Bäumker.
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