Interstellare Weiten in Rhedaer St.-Clemens-Kirche


Vom Auf und Ab des wogenden Meeres bis hin zu den grenzenlosen Weiten des interstellaren Raums: Ein Konzert mit ungewöhnlicher Besetzung konnte in Rheda überzeugen.

Klanggewaltige Glanzleistung: Als drei genial zusammenwirkende Musiker setzten (v.l.) Jan Jesuthas (Handpan), Kantor Harald Gokus (Orgel) und sein Sohn Sebastian Gokus (Marimba) mit ihrem Konzert in der Rhedaer St.-Clemens-Kirche Maßstäbe. Die Reihe „Orgelmusik zum Feierabend“ steht kurz vor ihrem Abschluss.

Rheda-Wiedenbrück (sek) - Wer sich am Freitagabend nicht in die Rhedaer St.-Clemens-Kirche begab, hat ein besonderes Konzert verpasst. In einer ungewöhnlichen Instrumentenkombination boten die Percussionisten Jan Jesuthas und Sebastian Gokus mit Harald Gokus an der Orgel ein musikalisches Feuerwerk.

Auch wenn den zahlreichen Zuschauern der Blick auf die Empore verwehrt blieb, die dicht gefüllt war mit verschiedenen Schlaginstrumenten: Das Publikum durfte das vorletzte Konzert der diesjährigen Auflage der „Orgelmusik zum Feierabend“ erstmals wieder entspannt ohne Maske genießen.

Eine Klangwelt, die aufhorchen lässt

Gleich zu Beginn entwickelte sich eine Klangwelt, die aufhorchen ließ. Was sich wie ein Plätschern, Rauschen und gar Zwitschern anhörte, war Teil des von den Musikern arrangierten Werks „Ocean Driver“ für Orgel, Handpan, Kalimba, Marimba, Synthesizer und Percussion. Die Schnelligkeit und Fingerfertigkeit ließ sich nur erahnen, die sich in dem virtuosen Zusammenspiel der drei Musiker entwickelte, die grandios das Auf und Ab eines wogenden Meeres, perlendes Wasser und einen Wasserschwall zu imitieren vermochten.

„Jajabi“ für Handpan, Marimba und Orgel besänftigte zunächst mit einer ruhigen Melodie, gewann aber zunehmend an Tempo und schwoll dynamisch einem Wettlauf gleich an. Der „Rhythm Song“ von Paul Smadbeck, der zu den beliebtesten Solo-Marimba-Werken gehört, setzte voll auf vertrackte, sich immer ändernde Rhythmen. Dass sich nicht alle Zuhörer der fantastischen hypnotischen Wirkung hinzugeben vermochten, zeigten die teils verwirrten Blicke. Diese endeten jedoch abrupt, als Harald Gokus eine federleichte „Toccatina for Flute“ auf der Orgel anstimmte.

Instrumente erinnern an Ufos und Vasen

Geschickt war es von den drei Akteuren, die Improvisation „Ravudu“ sichtbar vor dem Publikum zu spielen, dass so ihren konzentrierten Einsatz und ihre Freude am Spiel mit eigenen Augen erleben konnte. Faszinierend, mit welcher Leichtigkeit und Genauigkeit Jan Jesuthas seine Handpan, die aus zwei aufeinandergesetzten Klangschalen besteht und wie ein Ufo aussieht, spielte. Zu den weichen Tönen einer Melodie setzte Sebastian Gokus mit seiner Udu, einem aus Ton gebranntem, einer Vase ähnlichem Gefäß, eine dezente Begleitung.

Futuristisches Finale fasziniert

Zeit zum Runterkommen bot die „Préambule“ aus „24 Pièces en style libre“ von Louis Vierne, von Gokus einfühlsam auf der Orgel gespielt, bevor alle drei genial zusammenwirkenden Musiker mit dem selbst arrangierten Film-Soundtrack „Interstellar“ von Hans Zimmer mit einem energiegeladenen Klangschwall eine Science-Fiction-Welt heraufbeschwörten.

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