
Wer sich ihren „Keimlingen der Kunst“ im Haller Museum für Kindheits- und Jugendwerke bedeutender Künstler nähert, der sollte viel Zeit mitbringen – und die Bereitschaft zuzuhören. Dann lernt man die Macht der Fantasie und die wahre Magie der Kunst kennen.
Seit genau 30 Jahren arbeitet Ursula Blaschke an und für dieses Phänomen. Die Frau ohne Alter mit dem exzentrischen Hang zur Farbe Schwarz, die eigentlich Nonne sein wollte, aber nach dem Besuch der Kunstgewerbeschule Malerin wurde, hat in Halles ältestem Fachwerkhaus allein aus privaten Mitteln weit mehr als 100 Sonderausstellungen gestemmt. Hier waren – und sind zum Teil noch – Kindheitswerke von Picasso und Klee, Andy Warhol und Ernst Fuchs, Otto Dix, Hannah Höch und Albrecht Dürer, Otto Piene und Hermann Stenner zu sehen.
Das Museum am Haller Kirchplatz ist Di./Mi. von 10 bis 17 Uhr für angemeldete Gruppe geöffnet. Do. bis So. sind von 10 bis 17 Uhr auch Einzelführungen möglich. Die Ausstellung „Michael und Edgar Ende im Dialog“ läuft bis zum Herbst.
Der Ausstellungseröffnung am Sonntag, 31. Mai, geht ab 15 Uhr ein buntes Programm auf dem Kirchplatz voraus.
Tel. 05201/10333 oder info@museum-halle.de
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Vor allem in der aktuellen Geburtstagsausstellung, die am Sonntag, 31. Mai, um 17 Uhr eröffnet wird. Ursula Blaschke hat einen der vielleicht spannendsten Vater-Sohn-Dialoge der deutschen Kulturszene auf ihre Art inszeniert und erweist damit dem vor 50 Jahren gestorbenen Surrealisten Edgar Ende und dessen vor 20 Jahren gestorbenen Schriftsteller-Sohn Michael Ende („Die unendliche Geschichte“, „Jim Knopf“) ihre Reverenz.
Als Schirmherr für die Ausstellung hat sie den in Gütersloh geborenen, in Düsseldorf ansässigen Mediziner, Kunsthistoriker und -Sammler Prof. Dr. Dr. Hinrich Murken gewinnen können. Er promovierte über Edgar Ende und erwies sich in mehreren Veröffentlichungen („Der Träume Allmacht“) als profunder Kenner dessen Werke. Vier Gemälde aus Murkens Sammlung sind zu sehen. Darunter ein Porträt von Michael Ende, dem sein Vater eine Weltkugel mit dem Spruch „Erinnere dich meiner, wenn du in den Himmel kommst“ gemalt hat.
Zweifellos bestand ein starkes Band zwischen Vater und Sohn, die sich gegenseitig inspirierten. Beide waren von der Wirklichkeit einer Welt hinter dem Offensichtlichen überzeugt. Edgar fand den Weg dorthin, in- dem er sich in die Dunkelheit einer Kammer zurückzog, den Alltag ausblendete, um dann aus einem „befreiten“ Kopf heraus konzentriert surreale Bildkosmen zu schaffen, die von menschlichen Urängsten und fiktiven Endzeiten handeln. Die Nazis brandmarkten sie als „entartet“, belegten Ende mit Malverbot. Die Kunstszene heute lobt sie als zeitlose „Memento mori“-Tableaus.
„Aus der Phantasie allein erwachsen künftige Welten“, hielt Michael Ende dagegen. Er ist viel mehr als „nur“ der Heile-Welt-Kinderbuchautor. In seinen Werken wuchert reichlich philosophisch-humanistisches Gedankengut. Das lässt sich zwar nicht an seinen in Halle zu sehenden drei kleinen Originalillustrationen für sein Buch „Momo“ ablesen, aber Ursula Blaschke weiß darüber wunderbar zu erzählen.