
Eine Woche lang war die Regierungschefin gerade im Reich der Mitte unterwegs. Den 450 geladenen Gästen in der Gütersloher Stadthalle konnte sie nun aus erster Hand berichten, dass der in NRW funktionierende Interessenausgleich zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern in Peking als „klarer Standortvorteil“ gesehen wird. Auch die Errungenschaften in den Bereichen Bildung, Wissenschaft und Forschung hätten Eindruck gemacht. Vor allem aber sei es die Arbeitsleistung der Menschen, die den Standort NRW aus Sicht der Chinesen so erfolgreich mache, betont Kraft.
Als „Experten für Strukturwandel“ sieht die Ministerpräsidentin die Bürger NRWs für die nächste Herausforderung gewappnet: die Digitalisierung der Wirtschaft. „Die Industrie 4.0 kann zum Wachstumstreiber werden“, prophezeit Kraft. Sie verweist auf Studien, nach denen im Land bis 2025 eine zusätzliche Wertschöpfung in Höhe von 15,6 Milliarden Euro entstehen könnte. Die schöne neue Arbeitswelt muss aus Sicht der Sozialdemokratin aber aktiv von Arbeitnehmerseite mitgestaltet werden. Der Mensch dürfe im digitalen Zeitalter weder zum verlängerten Arm der Maschine noch zum gläsernen Arbeitnehmer werden, fordert sie.
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Kraft hat an diesem Abend nicht nur Zukunftsmusik im Angebot. In Gütersloh bricht sie energisch eine Lanze für den seit Januar geltenden Mindestlohn. In NRW würden 750.000 Arbeitnehmer davon profitieren. Aufweichungen dürfe es nicht geben. Ferner würdigt sie die duale Ausbildung als „Exportschlager“. Keine Frage, dass diese auch bei Chinas Führung einen bleibenden Eindruck hinterlassen hat.