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Von Redaktion, 19.04.2019 | 10:50 Uhr
Bielefeld (gl) - Im Missbrauchsfall Lügde soll das NRW-Innenministerium das Polizeipräsidium Bielefeld unter Dienst- und Fachaufsicht gestellt haben. Nach Informationen des „Westfalen-Blatts“ ist seit Donnerstag Dr. Daniela Lesmeister, die ranghöchste Polizistin des Landes, mit einem Team in Bielefeld. Am Dienstag werden weitere Führungskräfte aus Düsseldorf erwartet, darunter Landeskriminaldirektor Dieter Schürmann.
Ein Polizeiauto fährt durch eine Schranke auf den Campingplatz Eichwald. Die Abrissarbeiten im Missbrauchsfall auf einem Campingplatz in Lügde gehen unter der Aufsicht der Polizei weiter
Die Ankunft der Kontrolleure sei im Präsidium „wie eine Bombe“ eingeschlagen, sagte ein Beamter. Hintergrund sei offenbar die Sorge von NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) vor möglichen Polizeipannen, die ihm die Opposition zur Last legen könnte. Es heißt, das Ministerium werfe der Ermittlungskommission vor, auf dem Campingplatz in Lügde einen Schuppen übersehen zu haben. Allerdings steht der Schuppen, der vom Hauptbeschuldigten und seiner Schwester benutzt wurde, abseits des Tatorts und war den Ermittlern nach deren Angaben nicht bekannt. Die Staatsanwaltschaft Detmold hatte den Schuppen bereits als „irrelevant“ bezeichnet.
Betreuung der jungen Opfer verlangt Beamten einiges ab
Bei der Polizei Bielefeld sieht man die Kontrolleure mit großem Befremden. Die Frauen und Männer der EK „Eichwald“ arbeiteten seit Wochen mit enormem persönlichen Einsatz, um den Fall innerhalb der Sechs-Monats-Frist gerichtsfest abzuschließen. Seit Wochen müssten sich Polizisten von morgens bis abends fünf Tage in der Woche die monströsesten Missbrauchsfotos mit Vergewaltigungen kleiner Kinder ansehen, was extrem belastend sei. Zudem würden enorme Anstrengungen in die Betreuung der jungen Opfer gesteckt. Polizeipräsidentin Dr. Katharina Giere soll am Donnerstag gegenüber Polizisten sinngemäß erklärt haben, sie hätten ihr volles Vertrauen. NRW-Innenminister Herbert Reul sieht das möglicherweise anders: Wohl aus der Angst heraus, auf dem Campingplatz könne noch die ein oder andere CD auftauchen, ordnete sein Ministerium Anfang der Woche an, eine Einsatzhundertschaft solle das Abrissmaterial in Lügde durchsuchen. Dieses Vorhaben soll die Staatsanwaltschaft Detmold als „Herrin des Verfahrens“ gestoppt haben. Oberstaatsanwalt Ralf Vetter hatte erklärt, der Tatort sei seit Ende März freigegeben, und es gebe genug Beweise, um die Beschuldigten vor Gericht zu stellen - allen voran die Zeugenaussagen der Kinder.
Polizisten sollen über Ostern Wache auf Campingplatz schieben
Trotzdem ordnete das Ministerium jetzt an, dass Polizisten den Abbruch der Hütte des zweiten Beschuldigten überwachen und auch über Ostern auf dem Campingplatz Wache schieben - obwohl es dafür aus Ermittlersicht keine Grundlage gibt. Offiziell wird die Maßnahme damit begründet, man wolle verhindern, dass beim Abbruch Dinge aus dem Besitz des Beschuldigten in falsche Hände gerieten. Das ist allerdings keine staatliche Aufgabe. Ministeriumssprecher Wolfgang Beus bestätigte die Entsendung von Beamten, wollte aber nicht davon sprechen, dass man das Präsidium unter Aufsicht gestellt habe. „Es soll geklärt werden, inwieweit die Ermittler Unterstützung benötigen.“
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