Mit Wachs verschleierte Realitäten

Von Redaktion,

Gütersloh (dop) - Mit Farbe zu malen ist das eine. Mit Stiften zu zeichnen das andere. Mit Wachs Leinwand oder Kartonagen zu überziehen, um dann in diese Paraffin-Schichten mit dem Schnitzmesser urbane Strukturen, Landschaften, Pflanzen oder Mikroorganismen zu schneiden, die allesamt malerisch wirken, das ist ungewöhnlich.

Urbane Szenarien aus Berlin hat Heike Jeschonnek unter dem Titel „Chroniken“ zusammengefasst. Ihre Malerei in Wachs zeigt sie ab 25. September im Kreiskunstverein Gütersloh.

Wer mehr darüber wissen möchte, der ist ab Sonntag, 25. September, im Gütersloher Veerhoffhaus, Am Alten Kirchplatz, richtig. Dort stellt die in Berlin und im brandenburgischen Neuruppin lebende Künstlerin Heike Jeschonnek auf Einladung des Kreiskunstvereins aus.

Vernissage: Die Ausstellung wird am Sonntag, 25. September, um 11.30 Uhr im Gütersloher Veerhoffhaus, Am Alten Kirchplatz, eröffnet.

 Künstlergespräch: Zur Finissage am Sonntag, 30. Oktober, findet im Café des Kunstvereins ab 16 Uhr ein Künstlergespräch mit Heike Jeschonnek statt.

Katalog:  Im Kooperation mit dem Kunstverein Münsterland erschien ein 44-seitiger Katalog zur Ausstellung.

Öffnungszeiten: Die Ausstellung  „Lost In Translation“ ist bis zum 30. Oktober donnerstags und freitags von 15 bis 19 Uhr, samstags und sonntags von 12 bis 19 Uhr zu sehen.

„Lost in Translation“ hat sie die Schau mit rund 70, zum Teil großflächigen Exponaten und zwei Installationen genannt. „Lost In Translation“   das kann sowohl eine „verloren gehende“ Bedeutung als auch eine „falsch rüberkommende“ Übersetzung sein. Und genau an dieser Schnittstelle zwischen verschleierter Realität und ironischer Doppelbödigkeit legt die 1964 in Gummersbach geborene, mehrfach ausgezeichnete Künstlerin ihre Bildwelten und Serien an. Sie heißen „Kunstrezeption“, „Rückeroberung der Stadtlandschaft durch die Natur“ oder einfach „Kalkalge“ und spiegeln sowohl gesellschaftskritische Realitäten als auch Utopien, sowohl ökologische Probleme als auch satirische Denkmodelle wider.

 Ihr Atelier gleiche einer Alchimistenküche, gesteht Jeschonnek. Dort mischt sie acyclische Alkane zu Paraffin. Bei 80 Grad schmilzt es zu jener handhabbaren Masse, die die Künstlerin sowohl als Untergrund für ihre Bilder als auch zur Überformung nutzt. Lineare Schnitte und Kerben färbt sie mit dem feinen Pinsel mal zu stringenten Strukturen, mal zu erzählerisch wirkenden, teils surreal anmutenden, vieldeutigen Szenarien, die von weitem wie ein pointillistisches Panorama wirken.

Dabei tupft sie gar keine Farbtröpfchen aufs Bild, sondern kerbt behutsam in oft tagelanger Arbeit mit dem Schnitzmesser Minikrater ins gefärbte Paraffin – immer in der Gefahr, dass das Material unter dem Druck bricht. Über manche dieser akribisch gestalteten Flächen bringt sie dann erneut eine Wachsschicht auf und schafft so reliefartig anmutende Werke von gleichzeitig irritierender Transparenz wie Symbolik.

 Mal persifliert sie den Kunstbetrieb („Kunst ist toxisch“), mal thematisiert sie den Überlebenskampf ihres Metiers („Die Kunst sich durchzuboxen“). Und mit der gleichen Intensität prangert sie die Flüchtlingsproblematik an oder huldigt „ihrem“ Berlin in all seiner euphorischen wie destruktiven Vielschichtigkeit. Wohlwissend, dass nicht nur Wachs brüchig ist, sondern auch die menschliche Existenz.

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