Neue Sportrollstühle für die Therapie

Von Redaktion,

Warendorf (maf) - Es ist kein halbes Jahr her, als sich das Leben von Jens Engelke schlagartig veränderte. Bei einer Lehrübung auf dem Truppenübungsplatz Munster bei Hannover fuhr der Soldat in der Kolonne mit einem zehn Tonnen schweren Lkw auf einen vor ihm fahrenden auf.

Seine Beine wurden bei dem Unfall eingequetscht – am Ende mussten beide amputiert werden. Ein schweres Schicksal, mit dem der 28-jährige Familienvater aus Ueckermünde in Mecklenburg-Vorpommern seither jeden Tag leben muss. Schwermut ist jedoch nicht sein Ding. „Das Leben geht weiter“, sagt er pragmatisch. „Und ich entdecke neue Möglichkeiten, Dinge, die ich vorher wahrscheinlich nie gemacht hätte.“

Eines dieser Dinge tut Jens Engelke demnächst in Warendorf. Seit fünf Wochen ist er am Bundeswehr-Zentrum für Sportmedizin und an der Sportschule in medizin- und sporttherapeutischer Behandlung – und er freut sich dort auf eine neue Herausforderung: den Wettkampf im Sportrollstuhl. Zwölf solcher besonderen Rollstühle sind dem Zentrum für Sportmedizin gestern feierlich übergeben worden. Der Förderverein des Zentrums (FUAV) hatte gemeinsam mit dem Soldatenhilfswerk die 30.000 Euro für die Anschaffung gesammelt.

Ab sofort stehen die Rollstühle den Patienten, die in der Emsstadt behandelt werden, für Lehrgänge und Trainingsmaßnahmen für Behindertenwettkämpfe zur Verfügung. „Das ist wirklich ein emotionaler Moment für uns“, erklärte Dr. Andreas Lison, Leiter des sportmedizinischen Zentrums, bei der Übergabe in der Halle B der Sportschule. Im Lehrgang „Sporttherapie nach Einsatzschädigung“ nähmen Soldaten mit ganz unterschiedlichen Beschwerden teil, so Lison. „Die neuen Rollstühle werden dabei helfen, den Weg zurück ins Leben zu finden.“

Denn nicht nur Ausdauer, Muskulatur und Koordination würden etwa beim Basketball trainiert. Auch sei es ein Sport auf Augenhöhe, bei dem Behinderte und Nicht-Behinderte gleichermaßen Motivation und Freude am Wettkampf entwickeln. Mit anderen Sport treiben, das will auch Jens Engelke.

Seine erste Begegnung mit einem Sportrollstuhl hat ihn angespornt. „Das Teil läuft leicht, es lässt sich gut bewegen. Das macht Spaß“, sagt er. Bei der kleinen Proberunde gestern Nachmittag soll es nicht bleiben, Engelke will weiter kommen. Vielleicht bewirbt er sich später einmal um die Aufnahme ins Bundeswehr-Sportprogramm. In jedem Fall ist der Soldat froh über die Unterstützung, die er von seinem Arbeitgeber erhält und die ihm hilft, sein Schicksal zu meistern.

Das nächste Projekt sind Handbikes

Warendorf (maf). Am Zentrum für Sportmedizin werden im Einsatz versehrte Soldaten, aber auch bei Unfällen im Inland oder durch eine schwere Erkrankung behinderte Soldaten behandelt. Die zwölf neuen Sportrollstühle, die der Förderverein (FUAV) und das Soldatenhilfswerk mit Spenden gesponsert haben, werden am Zentrum zum Einsatz kommen. „Sport trägt viel zur Wiedererlangung von Lebensqualität bei“, sagt Dr. Andreas Lison, Leiter des Sportmedizinischen Zentrums.

Allerdings gebe es Grenzen, was der Staat in Sachen Sporttherapie für Soldaten leisten kann. Daher seien er und seine Kollegen auf Förderer angewiesen. Allerdings seien das Spenden von Soldaten für Soldaten. Dr. Lison wünscht sich, dass auch Bürger und private Firmen etwa in Warendorf die Arbeit der Sporttherapie stärker unterstützen – wenn auch nur mit kleinen Summen.

Das Soldatenhilfswerk tut das seit vielen Jahrzehnten, wie der stellvertretende Vorsitzende Dr. Stephan Schoeps gestern erklärte. Es leiste unbürokratische Hilfe für versehrte Soldaten von der Telefonrechnung bis zum Umbau eines Autos – oder eben zum Sportrollstuhl. „Die herausragende Arbeit des Zentrums in Warendorf wollten wir unterstützen“, so Schoeps.

Gleiches gilt für den Förderverein (FUAV). Wo die gesetzliche Grenze für die Übernahme von Kosten erreicht ist, setzt der Verein an. „Wir finanzieren Hilfsmittel, unterstützen Wettbewerbe und helfen bei der Betreuung von Angehörigen“, so Schirmherrin Dr. Gesine Krüger. Das nächste Projekt: die Finanzierung von sogenannten Handbikes, Fahrrädern, die alleine durch die Arme betrieben werden.

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