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Von Redaktion, 08.02.2013 | 15:36 Uhr
Ennigerloh (art) - Auf diese Aufgabe ist er während seiner Ausbildung nicht vorbereitet worden. Und doch muss Pfarrer Andreas Dieckmann die Ennigerloher St.-Ludgerus-Kirche voraussichtlich im Sommer profanieren.
Die Tage der St.-Ludgerus-Kirche im Norden der Drubbelstadt sind gezählt. Laut Vertrag, den die Pfarrgemeinde St. Jakobus mit der Firma Rottendorf geschlossen hat, ist das Areal bis zum 31. Dezember 2013 eben und mit Erde aufgefüllt zu übergeben.
„Als ich vor mehr als zehn Jahren Jahren das Priesterseminar besucht habe, war die sogenannte Profanierung von Kirchengebäuden wegen Abriss oder Umnutzung noch kein Thema“, erinnert sich der Geistliche, der seit 2005 Pfarrer in Ennigerloh ist.
Die Tage des 1959 gebauten Gotteshauses im Norden der Drubbelstadt sind gezählt. Laut Vertrag, den die Pfarrgemeinde St. Jakobus mit dem Ennigerloher Pharma-Unternehmen Rottendorf, das einer Stiftung der Jesuiten gehört, geschlossen hat, ist das Areal, auf dem die Kirche steht, bis zum 31. Dezember 2013 eben und mit Erde aufgefüllt zu übergeben. Der aufwändige Abriss ist für die Sommerferien geplant.
Eine Sanierung der Kirche hätte sehr viel Geld gekostet. „Hinzu kam, dass die Zahl der Kirchenbesucher rückläufig ist“, ergänzt Dieckmann. Schnell wurde klar, dass die Kirche nicht mehr zu halten ist. „Das war keine leichte Entscheidung, und viele Gläubige sind traurig, St. Ludgerus aufgeben zu müssen. Sie und wir verbinden mit der Kirche Erinnerungen an Gottesdienste, Taufen, Hochzeiten und Requiems“, erklärt Pfarrer Andreas Dieckmann. „Die Profanierung gleicht einer Beerdigung.“ Es sei aber wichtig, nicht nur zu trauern, sondern auch für all das Gute zu danken, das von dem Pfarrgemeindebezirk St. Ludgerus mit seinem besonderen sozialen und karitativen Charakter ausgegangen sei. Dabei handele es sich zum Beispiel um den Verein Horizonte, die erste Beheimatung der Ennigerloher Tafel, die Caritas-Kleiderstube, den Kolumbienkreis, den regelmäßigen Mittagstisch für Senioren und vieles mehr.
„In den vergangenen 50 Jahren ist in der Gemeinde St. Ludgerus eine große Verbundenheit zwischen den einzelnen Gruppen entstanden, viele Beziehungen sind gewachsen, die mit dem Abriss der Kirche selbstverständlich nicht aufgegeben werden“, sagt Pfarrer Dieckmann, der den Gemeindemitgliedern Mut machen möchte. Die Menschen in Kirche und Gesellschaft lebten heute anders als vor 50 Jahren. Umbrüche und Abbrüche seien Zeichen der äußer- und innerlich veränderten Wirklichkeit. „Das Entscheidende ist, dass die Mitglieder von St. Ludgerus und St. Jakobus künftig selbst dazu beitragen, das kirchliche Leben in Ennigerloh zu gestalten.“ Pfarrer Dieckmann ist sich sicher, dass die Zusammenarbeit zwischen den Gruppen beider Bezirke die Pfarrgemeinde weiter stärken wird.
Wie das Unternehmen Rottendorf das Kirchenareal künftig nutzen möchte und wie der Stand der Sanierungsarbeiten in der St.-Jakobus-Kirche ist, lesen Sie in der Ausgabe der „Glocke“ am Samstag, 9. Februar.
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