
Beide CDU-Politiker galten bereits vorab als Favoriten auf das Direktmandat. Ralph Brinkhaus (CDU) aus Rheda-Wiedenbrück zieht nach 2009 und 2013 zum dritten Mal in den Bundestag ein. Der 49 Jahre alte Diplom-Ökonom und Steuerberater holte im Wahlkreis Gütersloh 131 diesmal 46,6 Prozent der Erststimmen und lag in 12 von 13 Kommunen vorn. Brinkhaus ist Stellvertretender Vorsitzender der CDU-Bundestagsfraktion sowie Vorsitzender der CDU in OWL und im Kreis Gütersloh.

Zum Ergebnis der Bundes-CDU sagte er am Sonntagabend der „Glocke“: „Wir haben uns mehr versprochen. Wir werden jetzt mit allen Parteien über eine Regierungsbildung sprechen - außer mit der AfD und der Linken.“
|
Udo Hemmelgarn (AfD) aus Harsewinkel schafft über die Landesliste (Reserveplatz 8) zum ersten Mal den Einzug ins Parlament. Auf Hemmelgarn entfielen 8,0 Prozent der Erststimmen. Der 58 Jahre alte Kaufmann und Immobilienentwickler führt den Bezirks- und Kreisverband der AfD.
Elvan Korkmaz (SPD) aus Gütersloh kommt ebenfalls über die Landesliste (Reserveplatz 16) nach Berlin. Korkmaz kam auf 28,0 Prozent der Erststimmen. Die 32 Jahre alte Diplom-Verwaltungswirtin ist Stellvertretende Landrätin und Stellvertretende Landesvorsitzende der SPD.
Auf Brinkhaus, Korkmaz und Hemmelgarn folgen bei den Erststimmen Philip Winkler (FDP, 6,54 Prozent), Dr. Jürgen Wächter (Grüne/5,83 Prozent) und Shen Ibrahimsadeh (Linke/4,42 Prozent).
Bei den Zweitstimmen liegt im Kreis Gütersloh folgendes Endergebnis vor: CDU 38,22 Prozent, SPD 22,82 Prozent, FDP 13,11 Prozent, AfD 8,72 Prozent, Grüne 7,91 Prozent und Linke 6,10 Prozent.
Der Gütersloher Landrat Sven-Georg Adenauer (CDU) sagte der „Glocke“ zum Abschneiden seiner Partei auf Bundesebene: „Das ist ein ganz schlechtes Ergebnis.“ Die Union habe die konservative Wählerschaft außen vorgelassen, das habe zum Erstarken der AfD beigetragen.
Wahlberechtigt waren im Kreis Gütersloh rund 263.250 Menschen. Besondere Vorkommnisse waren der Kreiswahlleitung bis zum späten Sonntagabend nicht gemeldet worden. Aufgrund der vielen Briefwähler zeichnete sich im Kreis Gütersloh schon früh ein langer Abend ab. Allein in der Stadt Gütersloh sind 16.000 Briefwahlstimmen auszuzählen.
Im Kreis Warendorf liegt CDU-Kandidat Reinhold Sendker nach Auszählung aller Wahlbezirken mit 46,4 Prozent der Stimmen klar vor SPD-Mann Bernhard Daldrup mit 27,9 Prozent. Dahinter folgen Dr. Oliver Niedostadek (FDP, 7,0 Prozent), Joachim Multermann (AfD, 6,9 Prozent), Marion Schniggendiller (Grüne/5,6 Prozent) und Reiner Jenkel (Linke/4,8 Prozent).
„Die CDU hat einen klaren Regierungsauftrag erhalten“, sagte Reinhold Sendker (CDU) im Kreishaus Warendorf am Abend. Eine Jamaika-Koalition sei jedoch nicht sein bevorzugtes Bündnis.
Sein Mitbewerber Bernhard Daldrup (SPD) aus dem Kreis Warendorf zeigte sich am späten Abend optimistisch, über die Landesliste erneut in den Bundestag zu kommen.

Bei den Zweistimmen liegt folgender Endstand vor: CDU 40,3 Prozent, SPD 24,0 Prozent, FDP 13,1 Prozent, AfD 7,5 Prozent, Grüne 6,7 Prozent und Linke 5,5 Prozent. Im Kreis Warendorf durften 209.715 Menschen ihre beiden Kreuze setzen. Die Wahlbeteiligung lag bei 78,4 Prozent.
In Bielefeld sicherte sich die SPD-Politikerin Dr. Wibke Esdar das Direktmandat vor ihrem CDU-Konkurrenten Michael Weber. Die CDU hingegen war in Paderborn erfolgreich, wo Carsten Linnemann mit 53,3 Prozent die klare Mehrheit holte. Auch in Münster geht das Direktmandat an die Christdemokraten: Es siegte Sybille Benning (CDU) mit 37,2 Prozent der Stimmen. Im Kreis Soest lag CDU-Politiker Hans-Jürgen Thies vorn.
Auf Bundesebene gab es einen steilen Aufschwung der AfD, ein historisches Fiasko der SPD und einen verlustreichen Sieg der Union zu beobachten: Bundeskanzlerin Angela Merkel kann nach der Bundestagswahl trotz gewaltiger Einbußen voraussichtlich vier weitere Jahre regieren.
Ihr bisheriger Koalitionspartner SPD mit dem Herausforderer Martin Schulz stürzt nach den ersten Hochrechnungen auf ein Rekordtief. Großer Profiteur der Klatsche für die große Koalition ist die Rechtsaußen-Partei AfD. Mit ihr schafft erstmals seit den 50er Jahren eine rechtsnationale Partei den Sprung ins Parlament - und erobert gleich Platz drei.
Der FDP gelingt nach vier Jahren die Rückkehr in den Bundestag. Mit den ebenfalls vertretenen Linken und Grünen ergibt sich erstmals seit den 50er Jahren wieder ein Sechs-Fraktionen-Parlament. Denkbar wäre ein bisher im Bund noch nie erprobtes Jamaika-Bündnis aus CDU/CSU, FDP und Grünen. FDP und Grüne zeigten sich prinzipiell gesprächsbereit, sahen aber große Hürden. Einer rechnerisch ebenfalls möglichen Fortsetzung der großen Koalition erteilte die SPD-Spitze sofort nach Wahlschluss eine Absage: "Es ist völlig klar, dass der Wählerauftrag an uns der der Opposition ist", sagte Schulz.
Nach dem vorläufigen amtlichen Endergebnis fällt die Union auf ihr schwächstes Ergebnis seit 1949: 33,0 Prozent (2013: 41,5). Die einstige Volkspartei SPD stürzt nach zwei bereits schwachen Wahlen auf ein Rekordtief von 20,5 Prozent (25,7). Die AfD, 2013 noch knapp gescheitert, legt mit 12,6 Prozent auf knapp das Dreifache zu (4,7). Die seit 2013 nicht mehr im Parlament vertretene FDP überspringt mit 10,7 Prozent die Fünf-Prozent-Hürde (4,8). Die Linken verbuchen mit 9,2 Prozent (8,6) ein leichtes Plus. Das Gleiche gilt für die Grünen mit 8,9 Prozent (8,4).
Mit 709 Abgeordneten ist der Bundestag in der neuen Wahlperiode so groß wie nie zuvor. Die Sitzverteilung sieht nach Angaben des Bundeswahlleiters so aus: CDU/CSU: 246 Mandate, SPD: 153, AfD: 94, FDP: 80, Linke: 69, Grüne: 67. Die Wahlbeteiligung betrug 76,2 Prozent (2013: 71,5).
Zur Abstimmung aufgerufen waren rund 61,5 Millionen Wahlberechtigte. Merkel steht damit vor ihrer vierten Amtszeit. Sie dürfte nun einerseits SPD und andererseits FDP und Grüne zu Gesprächen über die Regierungsbildung einladen. Einfach wird das nicht: In der SPD gab es bereits vor der Wahl Vorbehalte, in eine große Koalition zu gehen - Grüne und Liberale sehen wegen teils gegensätzlicher Ziele ein Jamaika-Bündnis skeptisch. Der Einigungsdruck ist aber groß, denn von einer Neuwahl könnte die AfD noch stärker profitieren. Als Koalitionspartner kommt diese für keine andere Partei in Frage.
Die CDU war mit 32,6 Prozent Wahlgewinner in NRW. Im Vergleich zur Bundestagswahl 2013 verloren die Christdemokraten 7,1 Prozentpunkte. Die SPD kam auf 26,0 Prozent, 5,9 Punkte weniger als vor vier Jahren. Die FDP konnte ihren Stimmenanteil auf 13,1 Prozent mehr als verdoppeln (plus 7,9 Punkte), die AfD erreichte 9,4 Prozent (plus 5,5 Punkte). Während die FDP in NRW ein deutliches besseres Ergebnis im Vergleich zur bundesweiten Hochrechnungen einfuhr, blieb die AfD in NRW hinter den Hochrechnungen für ihre Partei im Bund zurück.
Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) kritisierte die Absage der Sozialdemokraten an eine Regierungsbeteiligung auf Bundesebene. "Ich hätte mir gewünscht, dass die Sozialdemokraten wenigstens Gespräche geführt und ihrer Verantwortung gerecht geworden wären", sagte Laschet im ZDF. Die Bundesrepublik befinde sich in einer "ganz besonderen Lage". "Da kann man sich keine parteipolitischen Spielchen leisten. Alle müssen jetzt die wichtigen Themen in den Blick nehmen."
Die Führung der NRW-SPD reagierte mit einer Absage an die Fortsetzung der großen Koalition auf die schwere Wahlniederlage. SPD-Landeschef Michael Groschek nannte das Abschneiden der Sozialdemokraten "eine historische Niederlage". Die Partei sei in einer "existenziellen Krise". Sie müsse im Bund - wie auch seit einigen Wochen schon in NRW - die Rolle der Oppositionsführerin annehmen. Noch in der Nacht zum Montag wollte die Parteispitze die Basis nach ihrer Meinung fragen. Alle Mitglieder in NRW sollen eine E-Mail erhalten mit der Aufforderung: "Sag uns, was Dich bewegt."
Die FDP landet bei 13,1 Prozent, das ist deutlich mehr als das Bundesergebnis von 10,5 Prozent. Der Generalsekretär der NRW-FDP, Johannes Vogel, nannte das Abschneiden einen "enormen Vertrauensbeweis" für die Liberalen, die nach vier Jahren den Wiedereinzug in den Bundestag geschafft haben.