Spielzeuge(n) der Wirtschaftswunderzeit

Von Redaktion,

Gütersloh (dop) -Erinnern Sie sich? Fred Bertelmann war der lachende Vagabund, Paul Kuhn der Mann am Klavier. Im Osten gab’s Marx, im Westen Coca-Cola. Adenauer sorgte für den Aufschwung, die Fußball-Nationalmannschaft für den WM-Sieg. Arbeiter tuckerten auf Motorrollern in die Vollbeschäftigung.

Seit Kindertagen ist Dr. Alexander Dammann ein Fan von Blechspielzeugautos. Rund 500 Exponate seiner großen Sammlung zeigt er nun als Spiegel der Wirtschaftswunderzeit im Gütersloher Stadtmuseum.

Und per VW-Käfer oder mit der Isetta machte sich das Volk auf nach Italien. Mandolinen und Mondschein – welch eine Zeit, diese Wirtschaftswunder-Ära.

Es lief gut. Und die Realität der Erwachsenen spiegelte sich en miniature im Kinderzimmer wider: Namhafte Spielzeughersteller wie die Firma Schuco, die in diesem Jahr ihr 100-Jähriges feiert, Distler, JNF, Arnold und Tippco überrollten die lieben Kleinen mit Mercedes-, VW-, Porsche- und Opel-Modellen, mit Motorrädern und Nutzfahrzeugen, mit Tankstellen und allerlei Zubehör. Eine Blechlawine der konsumierbaren Art. Eine Welt, die Jungenherzen höher schlagen ließ und lässt. Selbst wenn sie - wie Dr. Alexander Dammann - schon 39 Jahre alt sind.

Zur Person: Dr. Alexander Dammann stammt aus Harsewinkel. Seine Faszination für Miniatur-Fahrzeuge teilt er mit seinem Bruder. Sie rührt noch aus kindlichen Matchbox-Tagen her. Seit den 90er-Jahren sammelt der in Gütersloh tätige Dermatologe gezielt, was er an „Schätzchen“ auf Trödelmärkten und Sammlerbörsen, im Internet oder bei Haushaltsauflösungen findet.

 Der Arzt, der privat auch schon mal mit einem alten Miele-Rad oder -Roller unterwegs ist, hat bereits mehrere Ausstellungen bestückt, darunter „Alles super“ im Historischen Museum Bielefeld zur Kultur- und Technik-Geschichte der Tankstelle.

Aus seiner umfangreichen Sammlung hat der Dermatologe dem Gütersloher Stadtmuseum mehr als 500 Exponate für die aktuelle Winter-Ausstellung in der Reihe „Spiel-Zeugen“ zur Verfügung gestellt. Ein Eldorado für jeden Sammler hochwertigen und seltenen Blechspielzeugs. Eröffnet wird es am  Samstag, 8. Dezember,  um 15 Uhr.

Die Schau ist so aufwendig wie detailverliebt. Ein Blick allein genügt nicht, um zu erkennen, worin die oft minimalen Unterschiede der diversen Exponate liegen. Ob der Porsche mit oder ohne Stoßstange auftaucht (und damit Herkunft und Alter offenbart) oder sich dank Sonderlackierung als „weiße Maus“ der 50er-Jahre-Autobahnpolizei erweist – jedes Objekt hat seine Geschichte(n). Da ist der legendäre Adenauer-Mercedes 300, mit dem „der Alte“ am Bonner Bundeskanzleramt vorfuhr. Da gibt es Militärjeeps, die an die Besatzung erinnern, und Sportflitzer der Auto-Union, die Rennfahrerträume weckten. Es gibt Stücke, die sich auch damals nur gut situierte Familien leisten konnten und echte „Groschenartikel“ für jedermann.

Fast nebenbei schlüsselt Dammann Schwungrad-, Uhrwerk- und Batterie-Betrieb seiner Fahrzeuge auf, rückt bahnbrechende Patente wie das „nicht vom Tisch herunterfallende“ Schuco-Auto ins Rampenlicht und zeigt, wie man früher aus alten Blechdosen Rennschienen gebogen hat.

Vernissage: Die Ausstellung „Porsche, Samba-Bus und Adenauer-Mercedes – Blechspielzeug der 50er- und 60er-Jahre“ wird am  Samstag, 8. Dezember,  um 15 Uhr im Stadtmuseum Gütersloh, Kökerstraße, eröffnet.

Öffnungszeiten: Mittwochs bis freitags von 15 bis 18 Uhr, Samstags und sonntags. von 11 bis 18 Uhr

Gruppenführungen: nach Absprache, Tel. 05241/28856.

Nachts im Museum: Speziell für Männer soll es Mitte Januar einen Herrenabend in der Schau mit Sammler Dr. Alexander Dammann geben. Der Termin wird noch bekanntgegeben.

Schön inszeniert sind auch die nostalgischen Tankstellen, blecherne Heimat uniformierter Zapfsäulen-Helden. Und nicht zu vergessen: die Vitrine mit den Motorrädern. Das schönste Modell ist eine Harley Davidson mit strahlender Sozia. Was beweist: Auch Püppi hatte schon immer etwas für PS übrig.

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