Tönnies geht gegen Anschuldigungen vor

Von Redaktion,

Rheda-Wiedenbrück (sud) - Am Freitag demonstrieren in mehr als 20 deutschen Städten Menschen gegen den Fleischkonzern Tönnies und dessen Geschäftspolitik. Zentraler Veranstaltungsort ist Rheda. Im Vorfeld der Kundgebungen hatte es bereits juristische Auseinandersetzungen gegeben.

Sehr genau im Blick hat die Firma Tönnies, was über sie verbreitet wird. Notfalls geht man juristisch gegen falsche Behauptungen vor. Das Bild entstand bei einer Demonstration gegen die Arbeitsbedingungen im Schlachtkonzern.

Vom Bahnhof aus setzt sich der Protestmarsch zum Konzernsitz vor den Toren der Emsstadt ab 15 Uhr in Bewegung. Schon im Vorfeld der für den heutigen Freitag angemeldeten Kundgebung sind der Fleischriese und die Demonstranten aneinandergeraten – auf juristischer Ebene. Mit einer einstweiligen Verfügung hat Tönnies erreicht, dass die Aktion gegen Arbeitsunrecht vier Behauptungen über das Unternehmen auf seiner Internetseite schwärzen musste und diese auch auf keinem anderen Weg bis zu einer endgültigen gerichtlichen Klärung weiterverbreiten darf.

Letztes Wort noch nicht gesprochen

Die 2014 in Köln gegründete Aktion gegen Arbeitsunrecht zählt nach eigenen Angaben 300 Mitglieder. Der eingetragene Verein ist gemeinsam mit dem Gütersloher Bündnis gegen die Tönnies-Erweiterung Hauptorganisator der bundesweiten Proteste am heutigen Freitag.

Die Fleischwerk-Gegner aus Köln sehen in den Unterlassungsaufforderungen den Versuch, eine kritische Auseinandersetzung mit den Arbeitsbedingungen bei Tönnies zu unterbinden. Zugleich betonen sie, dass in der Angelegenheit das letzte Wort noch nicht gesprochen sei: Einen möglicherweise bevorstehenden Gerichtsprozess werde man nutzen, „um der Öffentlichkeit umfangreiches Material über das System Tönnies zu präsentieren“.

Unterlassungsansprüche durchgesetzt

Konzernsprecher Dr. André Vielstädte bestätigte auf „Glocke“-Anfrage, dass man gegen die Aktion gegen Arbeitsunrecht Unterlassungsansprüche durchgesetzt habe, die aktuell vollstreckt würden. „Wir respektieren das Demonstrationsrecht und die freie Meinungsäußerung, allerdings wehren wir uns gegen falsche Behauptungen und Verunglimpfungen.“ Der Verein habe im Vorfeld auf sämtliche Dialogangebote des Rhedaer Unternehmens nicht reagiert, deshalb habe man den Rechtsweg beschritten. Auch am heutigen Freitag werde man das direkte Gespräch mit den Demonstranten suchen.

Konzern sucht Dialog

Mit Blick auf die vom Verein monierten Beschäftigungsbedingungen unterstrich Vielstädte, dass sämtlich 16 500 Mitarbeiter von Tönnies in der Bundesrepublik deutsche Arbeitsverträge mit entsprechenden gesetzlichen Sozialabsicherungen hätten. „Zudem haben wir bereits vor dem gesetzlichen Mindestlohn einen Branchenmindestlohn eingeführt“, unterstreicht Vielstädte. Darüber hinaus stehe man in engem Austausch mit Vertretern von Gewerkschaften, Behörden und Kommunen. „Wir werden regelmäßig kontrolliert und auditiert.“

Freitag, der 13., als „Schwarzen Freitag“ deklariert

Den heutigen Freitag haben die Aktion gegen Arbeitsunrecht und das Bündnis gegen die Tönnies-Erweiterung zum „Schwarzen Freitag“ erklärt. Bundesweit sind mehr als 20 Kundgebungen geplant, in Ostwestfalen-Lippe außer in Rheda-Wiedenbrück auch in Bad Oeynhausen, Bünde, Lübbecke und Paderborn.

Auf dem Bahnhofsvorplatz in Rheda treffen sich die Aktivisten ab 15 Uhr. Diese zentrale Veranstaltung für Westfalen wird unter anderem auch von Fridays for Future Bielefeld und Gütersloh sowie vom Kreisverband der Linkspartei unterstützt.

Als Redner haben sich die Tierrechtsaktivistin Dr. Bettina Rehberg, der Journalist Dr. Werner Rügemer, die Bundestagsabgeordnete Amira Mohamed Ali sowie der Student Ercan Korkmaz (Fridays for Future) angekündigt. Camila Cirlini vom lokalen Bündnis gegen die Tönnies-Erweiterung moderiert.

„Tönnies dort treffen, wo es weh tut“

Auch am Tönnies-Standort in Weißenfels (Sachsen-Anhalt) soll demonstriert werden. In anderen Orten wie etwa in Soest sind kleinere Aktionen beispielsweise vor Supermärkten geplant. Man wolle die Verbraucher zum Verzicht auf industriell produziertes Fleisch animieren und Tönnies damit „dort treffen, wo es wehtut“.

Seit 2015 ruft der Verein regelmäßig den „Schwarzen Freitag“ aus. Die bisherigen Proteste richteten sich unter anderem gegen die Modeketten Kik und H&M.

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