Trauer um verstorbenen Papst Benedikt XVI.


Mit seinem Rücktritt schrieb Papst Benedikt XVI. Geschichte. Er war ein brillanter Theologe, aber selten nah an den Menschen. Nun ist er gestorben.

Der damalige Papst Benedikt XVI. winkt aus seinem Papamobil. Der emeritierte Papst Benedikt XVI. ist am 31.12.2022 im Alter von 95 Jahren im Vatikan gestorben.   Archivild: dpa

Rom/Münster/Paderborn (dpa/gl) - Der emeritierte Papst Benedikt XVI. ist tot. „Schmerzerfüllt muss ich mitteilen, dass Benedikt XVI., Papst Emeritus, heute um 9:34 Uhr im Kloster Mater Ecclesiae im Vatikan verstorben ist“, teilte der Sprecher des Heiligen Stuhls, Matteo Bruni, mit. Der Gesundheitszustand des gebürtigen Bayern, der 95 Jahre alt wurde, hatte sich zuletzt verschlechtert. 

Erster Rücktritt eines Papstes seit 700 Jahren

Joseph Ratzinger war am 19. April 2005 als Nachfolger von Johannes Paul II. zum Papst gewählt worden. Knapp acht Jahre später trat er in einem spektakulären Schritt als erster Papst seit mehr als 700 Jahren freiwillig zurück. Auf ihn folgte der Argentinier Jorge Bergoglio als Papst Franziskus. Benedikt lebte seitdem zurückgezogen im Kloster Mater Ecclesiae in den Vatikanischen Gärten. Benedikt war der erste deutsche Papst seit etwa 480 Jahren. In seinem Pontifikat führte er den konservativen Kurs seines Vorgängers fort. Er stemmte sich gegen eine Modernisierung der Kirche, was ihm viel Kritik einbrachte. Seine Amtszeit wurde aber vor allem von dem Missbrauchsskandal überschattet, der die katholische Kirche in eine tiefe Krise stürzte. 

Umgang mit Missbrauchsfällen in Schlagzeilen

2022 geriet auch sein eigener Umgang mit Missbrauchsfällen in der Zeit als Erzbischof von München und Freising in die Schlagzeilen. Ein vom Münchener Erzbistum in Auftrag gegebenes Missbrauchsgutachten warf ihm Fehlverhalten in vier Fällen vor. Benedikt war von 1977 bis 1982 Erzbischof von München und Freising gewesen. Kurz nach der Veröffentlichung des Gutachtens musste Benedikt über seinen Privatsekretär Georg Gänswein eine Aussage korrigieren: Entgegen einer ersten Darstellung hatte er demnach 1980 doch an einer wichtigen Sitzung teilgenommen, in der über einen Priester gesprochen worden war, der im Bistum Essen mehrfach wegen sexuellen Missbrauchs von Kindern auffällig geworden war. Der Fall war deshalb brisant, weil der Priester in Bayern wieder als Seelsorger eingesetzt wurde. In einem öffentlichen Brief entschuldigte sich Benedikt etwas später bei allen Opfern sexuellen Missbrauchs. 

Geistig fit, aber körperlich nicht

Papst Franziskus (r.) begrüßt den emeritierten Papst Benedikt XVI. vor dem Beginn eines Treffens mit älteren Gläubigen auf dem Petersplatz im Vatikan. Zuvor war es um den Papst im Ruhestand still geworden. Obwohl er bis ins hohe Alter geistig fit war, wie sein Privatsekretär Gänswein immer wieder betonte, baute er körperlich stark ab. Vor ihm starb bereits sein älterer Bruder Georg Ratzinger am 1. Juli 2020 im Alter von 96 Jahren in Regensburg. Benedikt hatte den ehemaligen Kirchenmusiker noch kurz davor am Krankenbett besucht. Der Bruder und seine 1991 gestorbene ältere Schwester Maria standen ihm zeitlebens am nächsten.  

Bischof Genn erinnert an Adventspredigten

Dr. Felix Genn, Bischof des Bistums Münster, äußerte sich mit teils sehr persönlichen Worten zum Tod des emeritierten Papstes Benedikt XVI: „Mit vielen Menschen trauere ich um den verstorbenen Papst em. Benedikt XVI. In diesen Tagen wird mit Recht sein Lebenswerk von unterschiedlichen Perspektiven gewürdigt werden. Sicher wird auch die eine und andere Seite seines Wirkens kritisch in den Blick genommen. Ich möchte meinen persönlichen Eindruck aussprechen: Für meine theologische Entwicklung ist er von entscheidender Bedeutung. Ich habe ihm viel zu verdanken.“

Für die Kirche werde der verstorbene Papst noch lange eine Inspiration sein durch seine tiefen und wegweisenden Worte und das umfassende theologische Werk, sagte Genn weiter. Münster gehöre zu den Stationen seiner Tätigkeit als Hochschullehrer. „Vielen, die ihn als Professor erleben konnten, wird er ebenso in Erinnerung bleiben wie einer breiteren Öffentlichkeit, die bis heute die Adventspredigten, die er 1964 in unserem Dom gehalten hat, als geistliche Anregungen lesen kann.“

Mit Jesus-Büchern Anders- und Nichtgläubige angeregt

Monsignore Dr. Michael Bredeck, Diözesanadministrator im Erzbistum Paderborn, würdigte das theologische Denken des Verstorbenen, dass durch die Verbindung von Glaube und Vernunft geprägt sei. Werke Benedikts wie die „Einführung in das Christentum“ oder die während des Pontifikats erschienen Jesus-Bücher hätten viele Gläubige und auch Anders- und Nichtgläubige angeregt. „Sie legen Zeugnis ab von seinem großen theologischen Wissen, seiner intellektuellen Brillanz sowie unverwechselbaren Sprachkraft“, betonte Bredeck.

Nach den Worten des Diözesanadministrators sind viele Menschen im Erzbistum Paderborn mit dem emeritierten Papst verbunden, „weil sie ihn aus seiner Zeit als Professor und Bischof in Deutschland kennen oder weil sie ihm als junge Menschen bei einem Weltjugendtag begegnet sind – sein starkes Glaubenszeugnis als Papst hat viele berührt“. 

Bredeck wies ferner darauf hin, dass im Paderborner Dom eine Gedenkkerze entzündet worden sei und dort auch ein Kondolenzbuch ausliege. Auch online könnten die Menschen kondolieren unter www.erzbistum-paderborn.de/kondolenzbuch-papst-benedikt-em-xvi/

Kuper beeindruckt von Bereitschaft zur Abgabe des Amtes

André Kuper, Präsident des Landtags von Nordrhein-Westfalen hat den verstorbenen Papst Benedikt XVI. gewürdigt: „Papst Benedikt hat sein Wirken und Leben in den Dienst der Kirche gestellt. Sein Weg führte ihn auch nach Nordrhein-Westfalen, wo der Professor an den Universitäten Bonn und Münster gelehrt hat. Mich hat besonders die Bereitschaft zur Abgabe seines Amtes beeindruckt: Er trat zurück, als seine Kräfte nachließen. Auch in Nordrhein-Westfalen trauern viele Gläubige um Benedikt XVI..“

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