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Von Alfred Mense, 20.10.2022 | 22:18 Uhr
Millionen Menschen nutzen die App DB-Navigator der Deutschen Bahn. Doch Vorsicht wegen der Daten. Bielefelder Datenschützer klagen nun.
Eine millionenfach heruntergeladene App ist der DB Navigator der Deutschen Bahn. Datenschützer aus Bielefeld sehen die App kritisch, weil sie zu viele Daten weitergibt. Nun klagen sie gegen den Konzern. Foto: dpa
Bielefeld/Frankfurt (gl) - Der in Bielefeld ansässige Verein Digitalcourage hat am Donnerstag vor dem Landgericht Frankfurt Klage gegen die Deutsche Bahn eingereicht. Die Kritik der Datenschutz-Aktivisten richtet sich gegen die App DB-Navigator, die millionenfach von Kunden zur Fahrplanauskunft und Ticketbuchung genutzt wird.
Kunde kann sich nicht wehren
Das Problem aus Sicht von Digitalcourage: Die App verwendet sogenannte Tracker, die Daten unter anderem zu Reisetag, Zahl der Reisenden, Start- und Zielbahnhof und Reisezeit speichern. Auch nach Auswahl der privatsphärefreundlichsten Einstellung „Nur erforderliche Cookies zulassen“ werden Daten zu Analyse- und Marketingzwecken an insgesamt zehn Dienstleister weitergegeben, darunter Google und Adobe. Der Kunde könne sich dagegen nicht wehren, obwohl die Cookies dieser Unternehmen für die Funktion der App nicht erforderlich seien.
„Die Bahn fährt schwarz auf der Datenautobahn“, erklärte Mike Kuketz, IT-Sicherheitsforscher und Lehrbeauftragter für IT-Sicherheit an der Hochschule Karlsruhe. Er hat den DB-Navigator für Digitalcourage analysiert.
Mehr Daten übermittelt als nötig
Im Juni hat nach Angaben des Vereins auch die Stiftung Warentest das Datensendeverhalten der App geprüft und ebenfalls festgestellt, dass der „DB Navigator mehr Daten übermittelt als nötig.“ Solche Datensammlungen ließen sich zu persönlichen Profilen zusammenfügen, die irgendwann etwa für Banken, Versicherungen oder auch Fluggesellschaften interessant sein könnten – zum Nachteil des Verbrauchers.
Digitalcourage ist der Auffassung, dass Bahn fahren zur Grundversorgung in der Gesellschaft gehört. Die Bahn sei deshalb verpflichtet, ihre Dienste so anzubieten, dass sie die Privatsphäre aller Kunden achtet. Weil die Bahn die datenschutzrechtlichen Mängel der App trotz Aufforderung des Vereins nicht abstellte, klagt der Künstler und Aktivist padeluun, Gründungsvorstand von Digitalcourage, nun vor dem Landgericht.
Auf Nachfrage erklärte er, dass der Verein von Datenschutzbeauftragten der Bundesländer zu dem Schritt ermutigt worden sei. Es brauche solche Initiativen aus der Zivilgesellschaft, hieß es dort.
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