Medienrechtler kritisiert Behörden im Fall Luise 


Die Ankündigung der Staatsanwaltschaft, im Fall der getöteten Luise keine Auskünfte zum Tatgeschehen und Motiv zu geben, stößt auf Kritik.

Ein Kondolenzbuch liegt neben Blumen und Kerzen in einer Kirche aus. Im Fall Luise hat ein Medienrechtler an den Behörden Kritik geübt, weil diese nicht über Tatmotiv und Geschehen informieren wollen. Foto: dpa

Dortmund (dpa) - „Über die Motive und das Tatgeschehen auch nach Abschluss des Verfahrens nicht zu informieren, halte ich für nicht tragfähig. Dafür ist die Tat zu spektakulär“, sagte Medienrechtler Prof. Tobias Gostomzyk von der TU Dortmund. „Der Schutz der mutmaßlichen Täterinnen ist zu achten, kann hier aber nicht jegliche Information ausschließen, zumal sie ja bereits gestanden haben.“

„Nicht gerechtfertigt“

Der Persönlichkeitsschutz sei bei Minderjährigen zwar deutlich höher anzusiedeln als bei Erwachsenen und Schutz der Identität zweifellos gerechtfertigt, Informationen über die Tat - also nicht zu den Täterinnen im Detail - seien aber etwas anderes.

„Ich glaube nicht, dass das vor Gericht Bestand haben würde, weil die Tat so erschütternd und einzigartig ist - das öffentliche Interesse also erheblich. Es ist demnach nicht gerechtfertigt, jede Information darüber zurück zu halten, sofern die Persönlichkeitsrechte angemessen geschützt werden“, sagte Gostomzyk.

Öffentliches Interesse an Informationen

Er gehe sogar davon aus, dass die Behörden, wenn die Untersuchungen abgeschlossen sind, eine Pressekonferenz geben. „Wenn nicht, könnten die Medien ihren Auskunftsanspruch gerichtlich geltend machen.“

Zwar dürfe die Behörde in einem laufenden Verfahren mit Blick auf die Gefährdung der Ermittlungen Informationen zurückhalten, aber spätestens mit Abschluss der Untersuchungen falle dieser Grund weg, sagte Gostomzyk. „Und auf der anderen Seite stehe eben der rechtliche Belang des öffentlichen Interesses an Informationen.“

Die zwölfjährige Luise aus Freudenberg war vor einer Woche umgebracht worden. Zwei 12 und 13 Jahre alte Mädchen haben die Tat gestanden.

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