Mord wegen Handyfoto? Haftbefehle nach Schüssen


Ein 58-Jähriger wird mit zahlreichen Schüssen in einer Bochumer Tiefgarage getötet. Die Ermittler sind überzeugt, den Täter gefunden zu haben.

Ein 58-Jähriger wird mit zahlreichen Schüssen in einer Bochumer Tiefgarage getötet. Das Motiv des mutmaßlichen Täters: Es ging nur um ein Handyfoto. Foto: dpa

Bochum (dpa) - Es war nach Überzeugung der Ermittler eiskalter Mord aus Verärgerung über einen vergleichsweise belanglosen Verkehrsstreit und ein Handyfoto: Ein Richter hat Haftbefehl gegen einen 26-jährigen Türken erlassen, der einen 58 Jahre alten Bochumer am 7. März in einer Tiefgarage mit sieben Schüssen in seinem Auto getötet haben soll. Ein drei Jahre älterer Freund und Landsmann des mutmaßlichen Täters kam wegen des Verdachts der Beihilfe in Untersuchungshaft. Er soll den 26-Jährigen laut den Ermittlungen nach der Tat abgeholt haben.

26-jähriger war vorbestraft

Bei der Tat hätten „Wut und Ablehnung gegen deutsche Staatsbürger" eine Rolle gespielt, sagte der ermittelnde Staatsanwalt Philipp Rademacher am Donnerstag bei einer Pressekonferenz in Bochum. Beide Verdächtige haben sich laut den Ermittlern bisher nicht zur Tat geäußert.

Warum der vorbestrafte 26-jährige Anfang März als Autofahrer im Dortmunder Straßenverkehr in Konflikt mit dem ihm unbekannten und deutlich älteren Deutschen kam, wurde nicht mitgeteilt. Jedenfalls war es laut den Ermittlern kein Unfall. Dennoch sei ein lautstarker Streit ausgebrochen.

Verdächtiger eröffnet Feuer in Tiefgarage

Der 58-Jährige, ein lediger Sachbearbeiter, der laut Polizei von Zeugen als besonders korrekt und gesetzestreu geschildert wurde, habe ein Handyfoto von seinem Kontrahenten geschossen. Der 26-Jährige habe vergeblich verlangt, das Foto zu löschen. Als der 58-jährige sich hartnäckig weigerte, habe der Verdächtige bei der Polizei angerufen und sich beschwert. Später sei er dann dem 58-Jährigen hinterhergefahren und habe seinen Wohnort herausgefunden. Zu diesem Zeitpunkt habe er offensichtlich bereits geplant, den Älteren umzubringen, sagte der Staatsanwalt.

Am 7. März habe er ihm morgens in der Tiefgarage aufgelauert und das Feuer eröffnet, als der 58-Jährige seinen Wagen um 8.12 Uhr startete. Insgesamt sieben Projektile wurden gefunden, fünf davon im Körper des Opfers. Der Angreifer sei, während er schoss, um das Auto herumgegangen und habe zwei Mal aus nächster Nähe durch das Seitenfenster auf der Fahrerseite „nachgeschossen", um sein Opfer sicher zu töten, so Rademacher. Erst am Abend hatten Zeugen den 58-Jährigen tot auf dem Fahrersitz seines Autos entdeckt. Der Motor sei den ganzen Tag weitergelaufen, berichtete Rademacher.

Eigener Beschwerdeanruf als entscheidender Hinweis

Da der mutmaßliche Täter und das Opfer in verschiedenen Städten - Dortmund und Bochum - lebten und sich nicht kannten, seien die Ermittlungen schwierig gewesen, sagte die Leiterin der Bochumer Kriminalinspektion, Antje Wippermann. Den entscheidenden Hinweis habe der mutmaßliche Täter selbst durch seinen Beschwerdeanruf bei der Polizei gegeben, so die Polizei. Dabei habe er seinen Namen genannt, die Nummer sei aufgezeichnet worden. Bei den Ermittlungen der Mordkommission „Garage" hätten die Fahnder unter anderem den Telefon-Funkverkehr zur Tatzeit am Tatort ausgewertet und dabei die Nummer des Beschwerde-Anrufers wiederentdeckt. Außerdem sei aufgefallen, dass ein Telefon mit derselben Nummer bei einem schweren und bisher unaufgeklärten Raub eines Porsche Ende 2022 in Dortmund in der Nähe des Tatortes eingeschaltet war.

Die Ermittler durchsuchten die Wohnung des 26-Jährigen und fanden unter anderem die Tatwaffe - eine Neun-Millimeter-Pistole mit seltener, in Deutschland nicht legal erhältlicher Munition - und den Zündschlüssel des Porsche. Der Wagen war schon 2022 kurz nach dem Raub sichergestellt worden.

Texte und Fotos von die-glocke.de sind urheberrechtlich geschützt. Weiterverwendung nur mit Genehmigung der Chefredaktion.