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Von Alfred Mense, gl, 26.01.2023 | 20:30 Uhr aktualisiert 26.01.2023 | 18:33 Uhr
Die Westfälischen Wilhelms-Universität (WWU) Münster soll künftig anders heißen. Bei der Probeabstimmung im Senat gab es ein klares Ergebnis.
Die Mitglieder im Senat der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster sprachen sich dafür aus, den Namen Wilhelms zu streichen und die Universität umzubenennen. Abschließend entscheidet der Senat in seiner Sitzung am 9. April. Foto: Dietmar Rabich
Münster (gl/ame) - Westfälische Wilhelms-Universität Münster und das Kürzel WWU sind als Begriffe eine Marke – und dennoch wird sich die Hochschule voraussichtlich von ihrem Namensgeber Kaiser-Wilhelm II. (1859-1941) trennen.
Ohne Gegenstimmen
Künftig soll die Hochschule schlicht „Universität Münster“ heißen. „Nach einer ausführlichen Diskussion in nicht-öffentlicher Sitzung votierten sowohl die stimmberechtigten als auch die nicht-stimmberechtigten Senatsmitglieder ohne Gegenstimmen für diese Variante“, teilte die WWU gestern zu dem Probevotum vom Mittwoch mit. Die endgültige Entscheidung soll in der nächsten Sitzung des Senats am 5. April fallen. Dem höchsten Entscheidungsgremium der Uni gehören Hochschullehrer sowie Vertreter der Studierenden und der Uni-Mitarbeiter an.
„Der Name ,Universität Münster’ ist keineswegs der kleinste gemeinsame Nenner, sondern ein positiver Vollname, hinter dem sich alle Gruppen der Universität versammeln können“, betonte der Vorsitzende des Senats, Prof. Dr. Hinnerk Wißmann gestern in einem Pressegespräch. Zudem gehe es nicht darum, einen Schlussstrich zu ziehen. „Die Beschäftigung mit unserer Identität, zu der auch Wilhelm II. gehört, wird eine wichtige Aufgabe für die Universität bleiben.“ Auch Rektor Prof. Dr. Johannes Wessels begrüßte das Votum des Senats.
Seit Jahren diskutiert
Am Mittwoch beschäftigte sich der Senat der Universität mit einem Forschungsbericht, der sich vor allem auf die Beziehung des Namensgebers zur Uni in Münster konzentrierte. Fazit: Es war eher eine Nicht-Beziehung.
Seit 2018 läuft eine erneute Diskussion, ob der Bezug zu dem Monarchen noch zeitgemäß ist. Dabei geht es nicht nur um die Frage, ob Kaiser Wilhelm II. noch in irgendeiner Form als Vorbild oder Identifikationsfigur der Universität dienen kann. Das kann er nach eindeutiger Meinung von Historikern nicht: Schließlich war der letzte deutsche Kaiser ein autoritärer Kolonialherrscher, Antisemit und Wegbereiter des deutschen Nationalsozialismus.
Die Frage, mit der sich ein Team um den Historiker Dr. Eckhardt Kluth auch beschäftigt hat, ging in eine andere Richtung: Wie eng war Kaiser Wilhelm II. mit der nach ihm benannten Hochschule verbunden? Nach Einschätzung der Forscher nicht besonders eng.
Kein großes Interesse an Hochschule
Zwar hatte der Wissenschaftsförderer 1902 die Gründung der Universität genehmigt, den Wunsch der Münsteraner, der Universität als Namenspatron zu dienen, aber lange abgelehnt. 1907 stimmte er anlässlich eines Besuchs in Münster schließlich zu. Besonderes Interesse an der nach ihm benannten Hochschule zeigte er aber offenbar nicht.
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