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23.05.2022 | 10:28 Uhr aktualisiert 23.05.2022 | 11:53 Uhr
Etliche Schulen und Kitas bleiben am Montag wegen der Tornadoschäden in Paderborn und Lippstadt geschlossen. Die Aufräumarbeiten dauern an.
Das Schulhofschild einer Schule in Paderborn steht schief neben abgebrochenen Ästen. Nach Tornados mit Verletzten und hohem Sachschaden bleiben etliche Schulen und Kitas in Paderborn und Lippstadt bis auf Weiteres geschlossen. Foto: dpa
Hendrik Wüst begrüßt einen Helfer beim Besuch der Orte, in der ein Tornado am Freitagnachmittag massive Schäden verursacht hat.
Anwohner tragen in Paderborn Grünabfälle und Baumreste an den Straßenrand.
Ein Arbeiter zersägt in Lippstadt einen Baumstamm, der auf ein Auto gefallen ist.
Ein Bauernhof in Wadersloh wurde durch den Tornado in Mitleidenschaft gezogen.
Paderborn/Lippstadt (dpa/gl) - Nach den massiven Tornadoschäden in Paderborn und Lippstadt bleiben in beiden Städten am Montag mehrere Schulen und Kitas geschlossen. Wann sie wieder öffnen, ist noch unklar. Ein sicherer Zugang zu den Gebäuden sei noch nicht gewährleistet, teilten die Kommunen mit.
Die Aufräum- und Reparaturarbeiten in den betroffenen Städten gehen auch in dieser Woche überall weiter. Es drohen neue Unwetter zu Wochenbeginn.
Abiturprüfungen werden durchgeführt
In Lippstadt blieben am Montag fünf Kitas und sieben Schulen geschlossen, darunter zwei Gymnasien, nämlich das Ostendorf-Gymnasium und das Evangelische Gymnasium. „Angesichts des Ausmaßes der Schäden, die wir an den verschiedenen Standorten sehen, ist es zurzeit undenkbar, dass dort in den nächsten Tagen Unterricht stattfinden kann“, sagte Bürgermeister Arne Moritz (CDU).
Auch wenn wegen der Schäden an den beiden Gymnasien vorerst kein Unterricht stattfinden könne, seien die Verantwortlichen mit Blick auf die ausstehenden Nachschreibe-Abiturklausuren an diesem Mittwoch und Freitag zuversichtlich, bis dahin zumindest einige Gebäudeteile soweit aufzuräumen und zu sichern, dass dort Prüfungen stattfinden könnten, sagte ein Sprecher der zuständigen Bezirksregierung Arnsberg am Montag. Sollte dies nicht gelingen, würden Ausweichmöglichkeiten geschaffen, etwa in anderen Schulen oder öffentlichen Gebäuden.
In Paderborn blieben nach Angaben der Stadtverwaltung fünf Schulen ganz oder teilweise vorerst geschlossen, darunter ist das Gymnasium Pelizaeus. Dieses sei unzugänglich, weil dort nach dem verheerenden Tornado noch Aufräum- und Sanierungsarbeiten notwendig seien. Ein Gebäudeteil des Gymnasiums blieb jedoch für die Abiturienten erreichbar und geöffnet, so dass dort mündliche Prüfungen abgelegt werden konnten, wie die Stadt Paderborn mitteilte.
Feuerwehr setzt Drohnen ein
In Paderborn sind auch etliche Straßen weiterhin gesperrt. Mit Drohnen untersucht die Feuerwehr in der Domstadt, ob noch Gefahr durch abstürzende Teile von Dächern droht. Vor zerstörten Gebäuden sei die Polizei nun verstärkt auf Streife unterwegs, hieß es.
Die Stadt Paderborn warnte am Montag vor Betrügern, die auf Facebook im Namen der Stadt angeblich für Tornado-Geschädigte sammelten. Die Stadt stecke ausdrücklich nicht hinter Spendenaufrufen, die derzeit in den sozialen Netzwerken kursierten, hieß es in einer Pressemitteilung. Hier versuchten Kriminelle, die aktuelle Lage für sich zu nutzen und schnell an Geld zu kommen.
So sei beispielsweise die Kampagne „Tornado in Paderborn NRW“, mit der 10.000 Euro gesammelt werden sollen, nicht städtisch. Die Stadt Paderborn betont ausdrücklich, dass sie weder online noch analog zu Spendensammlungen aufgerufen hat.
Ministerpräsident Wüst sagt Unterstützung zu
Nach den verheerenden Sturmschäden in mehreren Städten Nordrhein-Westfalens will die Landesregierung in den nächsten Tagen Hilfen prüfen. Gefährliche Tornados hatten am Freitag vor allem in Paderborn und Lippstadt massive Zerstörungen angerichtet.
Allein in Paderborn wurden 43 Menschen verletzt, darunter 13 schwer. „Hier wird sehr vieles versichert sein. Und da, wo Bedarf ist, werden wir genau prüfen, wie wir helfen können. Wir haben ja auch Schäden an der öffentlichen Infrastruktur gesehen“, sagte NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) am Samstag in Paderborn bei einem Besuch. Es müsse jetzt zunächst genau bewertet werden, wo Schäden nicht abgedeckt seien - vermutlich auch bei der öffentlichen Infrastruktur in den Kommunen, erklärte der NRW-Regierungschef.
Weit mehr als 100 Gebäude weisen nach einer ersten Bilanz der Stadt Paderborn Sturmschäden auf, Betriebe im hohen zweistelligen Bereich hätten mit enormen Schäden zu kämpfen. Auch in Lippstadt im Kreis Soest und in der Stadt Höxter im östlichsten Teil von NRW trat ein Tornado auf, bestätigte der Deutsche Wetterdienst. Aus Lippstadt und Höxter lagen der Polizei neben Schadensberichten keine Verletztenmeldungen vor.
„Müssen uns auf mehr Extremwetter-Ereignisse einstellen“
Die enormen Tornado-Schäden in mehreren Städten zeigen nach Ansicht Wüsts einmal mehr, dass mit häufigeren Extremwetter-Ereignissen gerechnet werden muss. „Wenn man heute diese Schneise der Verwüstung hier sieht, dann fasst das einen schon an. Dann sieht man, dass das eben auch bei uns leider möglich ist, und wir müssen uns darauf einrichten, dass so etwas hier häufiger passiert“, sagte der CDU-Politiker in Paderborn. Man müsse auf solche Ereignisse vorbereitet sein. „Es zeigt natürlich auch die Bedeutung des Klimaschutzes, das sieht man auch an einem solchen Unglück.“
Der Tornado hatte in Paderborn nach Schilderung der örtlichen Behörden eine etwa 300 Meter breite und fünf Kilometer lange Schneise der Verwüstung quer durch die Großstadt angerichtet. „Es ist ein unvorstellbares Bild gewesen und ist es nach wie vor“, sagte Bürgermeister Michael Dreier (CDU) am Samstag.
Bäume wie Streichhölzer umgeknickt
Dreier berichtete von Bäumen und Ampeln, die wie Streichhölzer umgeknickt worden seien. Leitplanken seien wie Papierschnipsel durch die Luft geflogen. Aufgewirbelte Dachziegel hätten sich in die Fassaden benachbarter Häuser „gefressen“. Außerdem gingen viele Scheiben zu Bruch. Wohnungen seien zunächst unbewohnbar, Betriebe zerstört.
Dreier versicherte den Betroffenen: „Wir haben als Stadt gesagt, mit dem Kreis gemeinsam gehen wir in Vorleistung. Wir haben viele Familien in den Hotels untergebracht. Und wir haben ganz unkompliziert gesagt, wir werden uns hier als Stadt gemeinsam mit dem Kreis einbringen und unkompliziert die Lösungen voranbringen.“
Wadersloh: Bewohner des Bauernhofes bleiben unverletzt
An einem Bauernhof in Wadersloh knickte ein Sturm entlang der 600 Meter langen Einfahrt sämtliche Bäume ab, einige wurden entwurzelt. Der Tornado schlug eine Schneise bis zum Haus und deckte dort das Dach komplett ab. Einige ältere Gebäude stürzten ein. Die Bewohner saßen bis kurz vorher auf der Terrasse und waren ins Haus gegangen, als sie den Tornado kommen sahen. Es gab keine Verletzten.
Der DWD bestätigte am Samstag insgesamt drei Tornado-Verdachtsfälle in NRW - in Paderborn, Lippstadt und Höxter. Die Tornados hätten sich in Zusammenhang mit kräftigen Gewittern gebildet. Sie seien kleinräumig aufgetreten. Es habe auch Niederschläge von teilweise 30 bis 40 Liter pro Quadratmeter in kurzer Zeit während der Unwetter am Freitag gegeben. Die Gewitter seien aber relativ schnell durchgezogen. An manchen Stellen habe es gehagelt.
Reul: 7500 Einsatzkräfte verhindern Schlimmeres
Wie NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) am Samstag mitteilte, waren landesweit über 7500 Einsatzkräfte von Feuerwehr und Hilfsorganisationen binnen 48 Stunden ausgerückt. Sie hätten dabei alles gegeben, um noch Schlimmeres zu verhindern.
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