Westfalen e.V.: Gedämpfte Hoffnung auf Frieden


Zum Thema „Krieg und Frieden“ hat der Westfalen e. V. zu einer Diskussionsrunde in Paderborn eingeladen. Lehren aus dem Westfälischen Frieden.

Diskutierten über Krieg und Frieden: (v. l.) Moderator Manfred Müller (Westfalen e. V.), Detmolds Regierungspräsidentin Anna Katharina Bölling, Prof. Dr. Peter Schallenberg (Theologische Fakultät Paderborn), Wolfgang Schneiderhan (Präsident des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge) und der ehemalige Europaparlamentarier Elmar Brok. Der Tenor: Aus dem Westfälischen Frieden lassen sich keine Anleitungen für eine schnelle und langfristig tragende Beendigung von Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine ziehen.      Foto: Gog

Paderborn (gog) - Aus dem historisch bedeutsamen Westfälischen Frieden von 1648, mit dem vor 375 Jahren ein Schlussstrich unter die Schrecken des Dreißigjährigen Krieges in Europa gezogen wurde, lassen sich keine tauglichen Anleitungen für eine schnelle und vor allem langfristig tragende Beendigung von Putins Angriffskrieg gegen die Ukraine ableiten, allenfalls ein paar Anregungen. Die Voraussetzungen sind zu unterschiedlich. Mit diesem ernüchternden Fazit schloss der Meinungsaustausch prominenter Gäste zum Thema „Krieg und Frieden“, zu dem der Westfalen e. V. gemeinsam mit Partnern in die Paderborner Kaiserpfalz eingeladen hatte.

Friedensordnung muss von gesamter Bürgerschaft gewollt werden

Der Neustart einer europäischen Friedensordnung muss nicht nur von einigen Politikern, sondern von der gesamten Bürgerschaft gewollt werden. Dieser Überzeugung ist General a. D. Wolfgang Schneiderhan (76), bis 2009 Generalinspekteur der Bundeswehr und seit 2017 Präsident des Volksbundes Deutsche Kriegsgräberfürsorge. Vor allem in der russischen Zivilgesellschaft, die von Putin systematisch unterdrückt werde, bewege sich „in dieser Hinsicht leider nichts“.

Die Hoffnung auf kurzfristige aus der Mitte der russischen Zivilgesellschaft vorangetriebene Friedensforderungen dämpfte auch der Paderborner Moraltheologe Prof. Dr. Peter Schallenberg. Solche Entwicklungen seien „in der Regel ein sehr langer Prozess, zumal, wenn die Menschen aktuell eher mit dem bloßen Überleben beschäftigt sind“, führte er aus.

Wesentliche Lehre aus dem Westfälischen Frieden

Der Volksbund ist als Nichtregierungsorganisation nach wie vor in Russland und in der Ukraine aktiv. Das unter dem Motto „Versöhnung über den Gräbern“ über die Jahre hinweg errichtete und heute vor allem von vielen jungen Menschen getragene Netzwerk bestehe weiterhin und könne als ein Element für den Aufbau von Friedensstrukturen „in der Zeit danach“ genutzt werden, vermittelte Schneiderhan Hoffnungsvolles.

Auch vor dem Hintergrund des russischen Überfalls auf den Nachbarn Ukraine will Detmolds Regierungspräsidentin Anna Katharina Bölling das Thema Versöhnung nicht aus den Augen verlieren. Sie begrüßt es, dass NRW-Landtagspräsident André Kuper (CDU) noch in diesem Jahr den Ausbau der Stalag-Gedenkstätte für sowjetische Kriegsgefangene in Schloß Holte-Stukenbrock „auf die Spur bringen wird“.

Eine wesentliche Lehre aus dem Westfälischen Frieden ist für den ehemaligen Europaparlamentarier Elmar Brok, dass jedes Land ein Recht auf Souveränität und die Unverletzlichkeit seiner Grenzen hat. Genau dieses Recht auf Selbstbestimmung trete Putin mit Füßen.

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