Wissenschaftspreis für Milchforscher Prof. Melnik

Von Alfred Mense,

Mit Forscherteam Bedeutung von speziellen Muttermilch-Bestandteilen nachgewiesen. Möglicher Ansatz für neue Therapie

Bei einem Fachkongress in Mannheim hat der Gütersloher Hautarzt und Milchforscher Prof. Dr. Bodo Melnik am Freitag stellvertretend für ein dreiköpfiges Forscherteam den Nutricia-Wissenschaftspreis 2022 entgegen genommen. Das Foto zeigt (v. l.) Moderator Prof. Dr. Michael Abou-Dakn, Prof. Dr. Melnik und Verena Viertler vom Unternehmen Nutricia.

Gütersloh/Mannheim (gl). Stellvertretend für ein dreiköpfiges Forscherteam ist der Gütersloher Milchforscher und Hautarzt Prof. Dr. Bodo Melnik am Freitag in Mannheim mit dem mit 10 000 Euro dotierten Nutricia-Wissenschaftspreis ausgezeichnet worden. 

Muttermilch schützt

In einer 2020 veröffentlichten Arbeit hatte Melnik gemeinsam mit Prof. Wolfgang Stremmel (Baden-Baden) und Prof. Ralf Weiskirchen (Aachen) erstmals grundlegende Zusammenhänge zwischen der schützenden Wirkung von speziellen Muttermilch-Inhaltsstoffen (Exosomen) und einer lebensbedrohlichen entzündlichen Darmerkrankung bei Frühgeborenen, der sogenannten nekrotisierenden Enterokolitis (NEC), nachgewiesen. Studien konnten bisher zeigen, dass Frühgeborene durch Fütterung von Muttermilch vor NEC geschützt werden können. Prof. Melnik und sein Team untersuchten in diesem Zusammenhang die Bedeutung von Muttermilch-Exosomen. Das sind kleinste molekulare Strukturen mit speziellen Stoffen, die zur Reifung des Darms bei Neugeborenen beitragen. Die Forscher konnten jetzt erstmals zeigen, dass die Fütterung von Exosomen eine chronisch-entzündliche Darmerkrankung bei Mäusen verhindern kann. Da diese Darmerkrankung der Frühgeborenen-NEC ähnlich ist, könnten Milch-Exosomen, beispielsweise aus Kuhmilch gewonnen, eine neue Behandlungsstrategie für NEC darstellen, beschreibt Nutricia die Bedeutung der Forschungsarbeit.

Preisgeld für weitere Forschung

 Das zum Danone-Konzern gehörende Unternehmen Nutricia ist ein führender Anbieter von frühkindlicher und medizinischer Sondernahrung. Das Nutricia Forum für Muttermilchforschung fördert seit 2013 Projekte, die der Erforschung der Muttermilch sowie der Förderung des Stillens dienen. „Stillen ist die beste Ernährung für Säuglinge“, betont auch Prof. Melnik, der seine wissenschaftliche Arbeit am Institut für Gesundheitsforschung und Bildung der Universität Osnabrück vorantreibt. Er sieht in der Auszeichnung eine Bestätigung seiner Forschungstätigkeit, die den Milchkonsum im Erwachsenenalter immer wieder kritisch thematisiert. „Was für den Säugling in Form von Muttermilch ein Segen ist, wird später zum Problem“, sagt der Mediziner. Eine aktuelle Publikation Melniks und weiterer Forscherkollegen beschäftigt sich mit dem biochemischen Zusammenhang von Milchkonsum und Brustkrebs.

 Der Wissenschaftspreis ist am Freitag im Rahmen des Gynäkologischen Kongresses „Geburtshilfe im Dialog“ verliehen worden. Das Preisgeld von 10.000 Euro wird für weitere Forschung auf diesem Gebiet verwendet, betonen die Preisträger.

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Von Alfred Mense,